Wie kommt die Phosphat-Gruppe in organische Moleküle? Wo doch dieses Ion anfänglich nur in schwerlöslichen Verbindungen der anorganischen Welt anzutreffen war.
Ohne Phosphat-Ionen kein Leben. Sie sind wesentlicher Bestandteil der Erbsubstanz, und im ATP (Adenosintriphosphat) sind sie der Teil des Moleküls, in dem die wahre Lebens-Energie steckt. Ist die aufgebraucht, beginnt das Sterben.
Um das unlösliche Phosphat in ausreichenden Konzentrationen in die "Ursuppe" zu bringen, hat wohl Harnstoff eine zentrale Rolle gespielt. Wissenschaftler am Georgia Institute of Technology, Atlanta, USA, und Kollegen haben das jetzt so postuliert.
Harnstoff ist d i e chemische Verbindung schlechthin, von der wir seit ihrer Synthese aus Ammoniumcyanat durch Wöhler akzeptieren, dass sie Teil beider Welten ist: des unbelebten Reiches der Anorganik und des Reiches der Organik, des Lebenden. Sie wurde dadurch historisch gesehen der Hauptzeuge für den Tatbestand, dass Leben aus dem Unbelebten hervorgegangen sein konnte - ohne weitere Zutaten! Ohne "Lebenskraft".
Diese anorganisch-organische Substanz entsteht durch Hydrolyse des anorganischen Cyanamid und entstand deshalb auch in jener "Ursuppe", in der sich einst Leben entwickelt haben soll, was Miller im letzten Jahrhundert durch seine Versuche beweisen konnte.
Dieser Harnstoff katalysiert dabei nicht nur die Synthese von Phosphatestern aus den bereits gelöst vorliegenden Phosphat-Ionen. Er führt auch (fast) unlösliche Phosphatmineralien in löslichere Sekundärmineralien über. Gleichzeitig, so die Wissenschaftler, werde die Bildung von Formamid gefördert, eine Substanz die ebenfalls zur Entmineralisierung von Phosphatgestein beiträgt.
"Den Experimenten zufolge sollte eine Umgebung mit viel Ammoniak, kleinen organischen Bestandteilen wie Harnstoff und Ameisensäure, dazu Magnesiumsulfat und Phosphat ideal dafür geeignet sein, um auf der präbiotischen Erde Organophosphate herzustellen", schreiben die Wissenschaftler.
So ist diese anorganisch-organische Zwitter-Substanz zu jenem Zünglein an der Waage geworden, das sich mehr und mehr auf die Seite des Lebens geschlagen hat.
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