Dienstag, 15. November 2016

Gesunde fühlen sich kranker und Kranke gesünder als sie sind

Eine Studie von Forschern der Uni Hamburg, die jetzt in "Psychiatry Research" veröffentlicht wurde, versuchte herauszufinden, ob eine Skala, mithilfe derer sich Patienten hinsichtlich der Schwere ihrer negativen Symptome selbst einschätzen können, ein geeignetes Werkzeug für die Anamnese von psychiatrischen Beschwerdebildern darstellt. Zu diesem Zweck wurden diese Selbstbewertungen mit denen von Beobachtern verglichen.

Die Forscher fanden, dass 52,9 % der gesunden Personen und 46 % der Patienten in etwa deckungsgleiche Selbst- und Beobachterbewertungen lieferten.

Foto: Siegfried Fries / pixelio.de
Aber, obwohl extreme Unterschiede nicht auftraten, beurteilten doch immerhin 31,4 % der Gesunden ihre Beschwerden als gravierender, als dies Beobachter taten. Von der Patientengruppe neigten hingegen nur 14 % dazu, ihre Beschwerden überzubewerten.

Umgekehrt schätzten nur 15,7 % der Gesunden ihre Beschwerden als weniger gravierend ein, aber 40 % der Patienten taten dies.

Mit anderen Worten: Patienten neigen eher dazu, ihre Beschwerden zu unterschätzen, Gesunde eher dazu, diese zu überschätzen.

Fazit der vorliegenden Studie: Für eine erfolgreiche Behandlung scheint es der Königsweg der Anamnese zu sein, bei der Beurteilung von negativen Symptomen nicht nur die eigenen Bewertungen - nämlich die des behandelnden Therapeuten - sondern auch die Selbstbewertung des Patienten gleichermaßen zu berücksichtigen.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...