Montag, 7. August 2017

Ein voller Magen braucht keinen Alkohol

Wer ein starkes Verlangen nach Alkohol verspürt, sollte zu einer Flasche Wasser greifen und sie bis auf den letzten Tropfen leeren. Dabei spannt sich nämlich die Wand seines Magens, was wiederum die Produktion von Ghrelin, unserem Hungerhormon, und damit auch das Verlangen nach Alkohol deutlich reduziert.

Jüngste Daten deuten darauf hin, dass Ghrelin in die Pathophysiologie von Alkoholkonsumsstörungen involviert ist, indem es das Verlangen nach Alkohol beeinflusst und so den Griff zur Flasche fördert. Bekannt ist aber auch, dass die Ghrelin-Sekretion im Magen wird durch die Dehnung der Magenwand reduziert wird.

Prof. Dr. Falk Kiefer
Forscher aus Mannheim, Heidelberg und Hamburg haben deshalb jetzt die Hypothese getestet, ob es wirklich die klinisch bekannte Wirkung der hochvolumigen Wasseraufnahme ist, die bewirkt, dass sich das Verlangen nach Alkohol durch eine solche Dehnung der Magenwand und die dadurch ausgelöste akute Veränderung der Ghrelin-Sekretion verringert.

Dazu wurden in einer aktuellen randomisierten Studie 23 alkoholabhängige männliche stationäre Patienten einer sogenannten alkoholbezogenen Cue-Exposure unterzogen. Dabei werden die Probanden mit entsprechenden Schlüsselreizen für ein bestimmtes Suchtverhalten, hier Alkoholmissbrauch, bombardiert.

Die alkoholkranken Teilnehmer der Gruppe tranken innherhalb von zehn Minuten nach dieser Prozedur 1000 ml Mineralwasser. Eine Kontrollgruppe durfte nach der Konfrontation mit den Schlüsselreizen kein Wasser trinken. Das Verlangen nach Alkohol und die Plasmakonzentrationen von acetyliertem Ghrelin wurden dann zehnmal während der 120 Minuten nach der Alkohol-Cue-Exposure-Sitzung gemessen.

Ergebnisse: In der Interventionsgruppe bewirkte die Wasseraufnahme im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikante Abnahme des acetylierten Ghrelins im Plasma. Diese Abnahme korrelierte mit einer Verringerung des subjektiven Verlangens der Patienten nach Alkohol. In der Kontrollgruppe wurde dagegen keine Abnahme des acetylierten Ghrelin im Plasma und kein Zusammenhang zwischen dem Verlangen nach Alkohol und der Veränderung der Plasmakonzentrationen von acetyliertem Ghrelin beobachtet.

Die Ergebnisse der Studie liefern somit neue Beweise dafür, dass die Modulation des Ghrelin-Systems durch eine orale Wasseraufnahme bei Alkoholkonsumstörungen wirksam ist. Daher könnte neben der pharmakologischen Intervention mit Ghrelin-Antagonisten die Reduktion der physiologischen Ghrelin-Sekretion ein Ziel für zukünftige Interventionen bei der Behandlung von Alkoholsucht sein.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

Auch bei Reduktionsdiäten kann Flüssigkeit im Magen helfen:

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...