Montag, 19. März 2018

Gestrandet in Griechenland: Etwa 40 Prozent der syrischen Flüchtlinge mit schweren Depressionen

Depressionen sind ein weit verbreitetes Phänomen unter syrischen Flüchtlingen in einem griechischen Flüchtlingslager. Eine aktuelle Studie legt nahe, vor allem bei längerwierigen Asylverfahren diese Krankheitsbilder zu erfassen und rechtzeitig zu behandeln.

Hintergrund

Seit Beginn des syrischen Krieges im Jahr 2011 haben 250.000 Syrer in Griechenland Asyl beantragt, und mehr als 1 Million Menschen haben versucht, über Griechenland andere Länder der Europäischen Union zu erreichen. Migranten sind mit einer Vielzahl von schlechten psychischen Gesundheitsproblemen konfrontiert, einschließlich schwerer behandlungsbedürftiger Depressionen. Die Häufigkeit schwerer Depressionen bei Syrern, die sich im Asylverfahren befinden - ein potenzielles Zeitfenster für eine Intervention - wurde jedoch bislang nicht erfasst. Eine aktuelle Studie von Forschern aus Heidelberg und den USA quantifizierte jetzt die Verbreitung schwerer Depressionen bei syrischen Migranten in einem Flüchtlingslager.

Methoden

In einem syrischen Flüchtlingslager in Griechenland haben die Forscher vom 16. bis 31. Januar 2017 eine Querschnittsbefragung mittels persönlicher Interviews durchgeführt. Personen im Alter von 18 Jahren und älter, die im Flüchtlingslager leben und mündliche Arabisch- oder Englischkenntnisse haben, waren teilnahmeberechtigt. Der Fragebogen "Patient Health Questionnaire-8 (PHQ-8)" wurde zur Bewertung der Depression herangezogen. Soziodemografische und Verschiebungsdaten wurden mit einem standardisierten Instrument erhoben. Die Studie wurde von der Harvard TH Chan School of Public Health (Protokoll IRB16-2015) genehmigt und alle Teilnehmer gaben dazu ihre mündliche Zustimmung.

Ergebnisse

135 Befragungen wurden durchgeführt, mit einer Rücklaufquote von 97%, was 38% der erwachsenen Bevölkerung in diesem Flüchtlingslager entsprach. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug 31,4 Jahre (18-61 Jahre); 40,7% der Probanten waren weiblich; 74,4% der Teilnehmer waren verheiratet; und 67,2% der Syrer in diesem Lager hatten Kinder. 33,4% der Teilnehmer hatten keine Sekundarschule besucht, einschließlich 11,4%, die nie die Schule besucht haben. Die mittlere Verweildauer im griechischen Asylverfahren betrug 10 Monate (weniger als 1 Monat bis 49 Monate). Eine schwere Depression wurde bei 43,7% der Teilnehmer festgestellt. 20,7% der Teilnehmer berichteten über keine Symptome einer Depression und 35,6% wiesen eine leichte Depression auf.

Deutung

Syrische Migranten sind weährend ihrer Asylsuche offensichtlich einer außerordentlich hohen Belastung durch schwere Depressionen ausgesetzt. Die hohe Prävalenz einer schweren Depression lässt sich durch die besondere Notlage der Flucht vor dem syrischen Krieg, die sozialen und physischen Bedingungen im Flüchtlingslager sowie den langwierigen Asylprozessen erklären, die seit der Verabschiedung des Flüchtlingabkommens zwischen EU und der Türkei sich manifestiert haben. Empfehlung der Forscher: Vor allem im Zusammenhang mit verspäteten Asylverfahren ist die Einbeziehung von Erfassung und Behandlung von Depressionen in die Bereitstellung von Dienstleistungen in Flüchtlingslagern dringend erforderlich.

Hier und hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

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