Freitag, 9. Dezember 2016

Ein kluger Beschnitt von Hecken versöhnt Hecken-Vögel mit Biomasse-Energie

Die vermehrte Nutzung von Biomasse aus Feldhecken verdrängt mehr und mehr Goldammer, Amsel und Grasmücke aus unserer Kulturlandschaft, vermindert aber den CO2-Ausstoß unserer Energieversorgung. Wie man beides haben kann, grüne Energie und bunte Vogelwelt, zeigt jetzt ein neues Grünschnitt-Management-Modell aus Gießen.

Biomasse wird zunehmend als alternative Energiequelle in Europa eingesetzt. Grünschnitt von Hecken gilt als eine geeignete Ergänzung für Mais und Raps, die derzeit die dominierende Biomassen-Quelle sind.

Da Sträucher und Bäume auch wichtige Lebensräume für Vögel sind, kann die flächendeckende Beschneidung von Hecken die Vielfalt der Vogelarten beeinträchtigen. Um dieses Risiko zu bewerten, schätzten Forscher der Universität von Gießen die Reaktion von Hecken-Vögeln auf drei Handhabungs-Szenarien ab, die sich in Schneidintensität und Hecken-Auswahl unterscheiden.

Die Analyse konzentrierte sich auf 25 Vogelarten, die alle im Hecken-Programm der Deutschen Ornithologischen Stationen aufgelistet sind. Informationen über die Präferenzen dieser Vögel für bestimmte Hecken-Charakteristika, wie Höhe oder Breite, wurden mittels einer umfangreichen Literaturrecherche gesammelt.

Drei Vogelgruppen konnten so nach ihrer Vorliebe für bestimmte Hecken identifiziert werden.

  • Zwei Gruppen, zu denen Goldammer (Emberiza citrinella L.) und Amsel (Turdus merula L.) gehören, begünstigen Bäume, die von Hecken dicht umgeben sind, diese beiden Gruppen unterschieden sich dabei jedoch in ihrer Vorliebe für die Heckenform:
  1. entweder lang und breit müssen sie sein -
  2. oder eher hoch.
  • Die dritte Gruppe, die die Grasmücke (Sylvia communis L.) einschließt, bevorzugt kleine Hecken mit Lücken und mittlerer Vegetationsdichte.
Entsprechende Modelle, entwickelt auf Basis dieser Daten, erlaubten den Gießener Forschern, den Status quo der Heckeneignung für diese Artengruppen vorherzusagen. Anschließende Felduntersuchungen bestätigten die Brauchbarkeit des Modells.

Fütterten sie ihr Modell jetzt zusätzlich mit einer prognostizierten Biomasse-Extraktion, reduzierte sich dabei fast immer die Eignung solcher gestutzter Hecken für die drei Vogelgruppen.

In Bezug auf die Goldammer-Amsel-Gruppe reduzierte ein starker Beschnitt für die Biomasse-Gewinnung die Eignung der Hecke um etwa 20%.

Trotzdem sind sich die Forscher sicher: In Anbetracht der variablen Reaktionen der Vogelgruppen auf die verschiedenen Szenarien im Test, sowie ihrer unterschiedlichen Populationsdichten, ist der Grünschnitt aus Hecken dann eine sinnvolle Maßnahme für die Bioenergieproduktion, wenn gleichzeitig die drohende Reduzierung der Biodiversität durch konsequente Anwendung des hier vorgestellten Modells und weiteren verfügbaren Wissens deutlich verkleinert wird.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

Foto: Elsa / pixelio.de

 

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