Donnerstag, 5. Januar 2017

Hund-Mensch-Kommunikation: Lippenlecken signalisiert Friedfertigkeit

Mit zwei besonderen Begrüßungsritualen beim Zusammentreffen mit einem fremden Menschen versucht ein Hund auch in etwas bedrohlich wirkenden Situationen ein Signal der Beschwichtigung auszusenden, das seine Friedfertigkeit demonstrieren soll. Erst wenn die Bedrohung noch größer wird, reagiert er mit Flucht oder Angriff.

Das Ziel einer aktuellen Studie aus München war es, das Auftreten der Beschwichtigungssignale "Wegschauen" und "Lippenlecken" zu studieren, die von gesunden Hunden gegenüber ihm fremden Menschen in einem standardisierten Verhaltenstest gezeigt wuren.

Die 116 Hunde im Test waren mindestens 13 Monate alt und von unterschiedlicher Rasse. Die Hunde wurden von ihren Besitzern durch den Verhaltenstest geführt, der eine Vielzahl von Testsituationen beinhaltete. Die Testpersonen waren den Hunden bis dahin unbekannt und verhielten sich je nach Testsituation neutral, freundlich oder bedrohlich.

Dieser Testaufbau erlaubte es, die interspezifische Kommunikation mit einem Fokus auf die gewählten Beschwichtigungssignale in verschiedenen Kontexten zu untersuchen. Das Verhalten der getesteten Hunde wurde anschließend anhand von Videos ausgewertet.

Die Forscher fanden, dass tatsächlich beide Signale, Lippenlecken und Wegschauen, als Beschwichtigungssignale in der Hund-Mensch-Kommunikation dienen können. Diese Signale wurden häufiger bei denjenigen angewendet, die den Test in für den Hund bedrohlichen und konfliktreichen Testsituationen durchführten.

Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass die Hunde angesichts einer noch größeren Bedrohung mit deutlich weniger Beschwichtigungssignalen reagierten als in weniger bedrohlichen Situationen. Eine mögliche Erklärung mag sein, dass diese Beschwichtigungssignale bei einer größeren Bedrohung nicht mehr zweckmäßig sind und die Hunde deshalb vielversprechendere Verhaltensstrategien, wie eindeutig unterwürfiges Verhalten, Angriff oder Flucht, wählen.

Darüber hinaus fanden die Forscher, dass das Lecken der Lippen ein üblicher Bestandteil des Gruß-Verhaltens des Hundes gegenüber dem Mensch war. Dieses Signal wurde bei aktiver Unterwerfung (das heißt bei einer freundlichen Annäherung mit Signalen der Unterwürfigkeit) signifikant häufiger beobachtet als bei einer sozio-positiven (freundlichen und wohlgesonnenen) Annäherung. Aus diesem Grund kann Lippenlecken beim Zusammentreffen von Hund und Mensch die gleiche Rolle spielen wie in der Kommunikation von Hund zu Hund: als Beschwichtigungssignal, das mit verringerter interindividueller Distanz auftritt und im Voraus gesendet wird, um friedliche Absichten auszudrücken.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

Foto: Barbara Eckholdt / pixelio.de

 

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