Freitag, 9. Juni 2017

Bioinvasoren treffen auf nur schlecht bewachte Grenzen

Ein konsequente Überwachung von invasiven Arten an unseren Küsten ist mit einem optischen Schnelltest, wie vielerorts üblich, offensichtlich nur Umweltkosmetik, wie so vieles im Bereich des Umweltschutzes. Vielmehr müssten regelmäßig wissenschaftliche Taucher raus und Invasions-Hot-Spots engmaschig überprüft werden.

Meeresumgebungen sind durch biologische Invasionen bedroht, die über Schiffsrümpfe oder Ballastwasser mit steigenden Raten rund um den Globus transportiert werden. Die meisten Managementstrategien, die die Auswirkungen von fremden Arten verhindern oder verringern sollten, umfassen Präventions- und Tilgungsprogramme, die beide auf eine frühzeitige Erkennung von eingeführten Arten angewiesen sind. Die frühzeitige Erkennung erfordert eine aktuelle Bestandsaufnahme der vorhandenen Arten und effiziente Überwachungsprogramme, um neu angekommene Arten zu identifizieren.

Dr. Sven Rhode
Eine aktuelle Studie von Forschern aus Oldenburg überprüfte jetzt potenzielle Invasions-Hot-Spots in den Küstengewässern des zentralen Wattenmeeres, einschließlich kommerzieller Häfen sowie Fahrrinnen, Schiffahrts-Straßen, Buhnen und Austernbänke ('Wattenmeer' Stationen), um Listen vom Makrozoobenthos zu erstellen – als Ausgangsbasis für die zukünftige Überwachung. In den Häfen haben die Forscher gleichzeitig auch das sogenannte HELCOM/OSPAR-Protokoll (H/O) und eine regional eingerichtete Schnellstudie angewendet, um die Bewertung der Wirksamkeit und Vollständigkeit beider Methoden zu beurteilen.

Während die Schnellstudie hauptsächlich auf dem visuellen Screening von Spezies in leicht zugänglichen Lebensräumen im Feld basiert, umfasst das H/O-Protokoll eine umfangreiche Stichprobe durch den Einsatz von wissenschaftlichen Tauchern und Bootszeiten und einen vierfach höheren Zeitaufwand für die Probenverarbeitung.

Die Oldenburger Forscher identifizierten an allen Standorten insgesamt 273 Arten, darunter 37 fremde Arten. Die Fauna (Tierwelt) bestand aus 210 einheimischen und 32 fremden Arten, die Flora (Pflanzenwelt) aus 26 einheimischen und 5 fremden Arten. Die Häfen erwiesen sich als ein vielfältiger Lebensraum mit Artenzahlen von 65 bis 109. An den Wattenmeerstationen, die ausschließlich von der weniger umfangreichen Schnellüberprüfung kontrolliert wurden, wurde dagegen nur die Hälfte der Artenzahlen (36 bis 66 Arten) erkannt. Allerdings war bei den Austernriffen das relative Auftreten von fremden Arten gegenüber den einheimischen ähnlich den Verhältnissen in Häfen, und an einem natürlichen Austernriff (Nordland) wurde sogar das höchste Verhältnis fremder Arten (25%, 14 Arten) aller untersuchter Standorte gemessen.

Das H/O-Protokoll identifizierte 179 Arten im Vergleich zu 114 Arten, die von den Schnellbeurteilungen identifiziert wurden. In Bezug auf Bioinvasion lieferte das H/O-Protokoll 85% der fremden Arten, die Schnellüberprüfungen nur 67%.

Vor allem im Hinblick auf die eigentliche Diskussion über harmonisierte Monitoring-Protokolle innerhalb der Nordostatlantik- und Ostsee-Regionen empfehlen die Oldenburger Forscher deshalb, dass zukünftige Überwachungen das umfangreichere H/O-Protokoll anwenden sollten, da die Beschränkungen der Schnellüberprüfungen drastisch die Chance einer frühzeitigen Erkennung von Biologischen Eindringlingen verringert.

Sie empfehlen auch die zusätzliche Überwachung der Häfen durch die regelmäßige Schnellüberprüfung natürlicher Invasions-Hot-Spots, wie etwa Austern-Riffe. Dieses kombinierte Monitoring-Design würde die Früherkennung von fremden Arten, wie in der aktuellen Studie gezeigt, deutlich erhöhen.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

 

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