Dienstag, 27. Februar 2018

Sellerie-Extrakt wirksam gegen Harnwegsinfektionen

Sellerie-Extrakt wird mit Recht in der Phytotherapie als wirksames Mittel gegen Harnwegsinfekten angewendet. Eine entsprechende Forschungsarbeit aus Münster konnte jetzt nämlich nachweisen, dass bestimmte Sellerie-Inhaltsstoffe die entsprechenden Bakterien zwar nicht abtöten, deren Fähigkeit aber, sich im Blasengewebe festzusetzen, stark herabsetzen und sie so per Blasenkatheder herauswaschen können.

Die Knolle von Apium graveolens (Sellerie) wird traditionell in der persischen und europäischen Medizin zur Behandlung von unkomplizierten Harnwegsinfektionen verwendet. Bislang lagen keine Daten zu Sellerie-Extrakten und deren Wechselspiel zwischen uropathogenen E. coli und eukaryotischen Wirtszellen und zum Quorum Sensing der Bakterien vor. (Als Quorum sensing wird die Fähigkeit von Einzellern bezeichnet, über chemische Kommunikation die Zelldichte der Population messen zu können. Sie erlaubt den Zellen einer Suspension, bestimmte Gene nur dann zu aktivieren, wenn eine bestimmte Zelldichte über- oder unterschritten wird.)

Prof. Dr. Andreas Hensel (Geschäftsführender Direktor)
Eine aktuelle Studie von Forschern aus Münster hatte jetzt deshalb zum Ziel, einen Antiadhäsiv- und Antiquorum-Sensing-Effekt eines A. graveolens-Extrakts durch entsprechende Laborversuche zu charakterisieren und diese Effekte mit den Daten entsprechender Tierversuche zu vergleichen.

Ein alkoholischer Extrakt, 1:1 mit Wasser verdünnt, aus der Sellerie-Knolle wurde durch Ultrahochdruck-Chromatographie und anschließender Massenspektrometrie charakterisiert und auf seine wachstumshemmende Aktivität auf UPEC (uropathogene Escherichia Coli) vom Stamm NU14 und menschliche T24-Blasenzellen untersucht. Die antiadhäsiven Eigenschaften des Sellerie-Extraktes wurden in zwei verschiedenen In-vitro-Adhäsionstests untersucht. Für In-vivo-Studien wurden spezielle Labormäuse in einem UPEC-Infektionsmodell verwendet. Die Wirkung des Extraktes auf die Bakterienbelastung in Blasengewebe wurde innerhalb von 4 und 7 Tagen Vorbehandlung mit 200 und 500 mg Extrakt pro Kilogramm Körpergewicht der Tiere überwacht.

Im Extrakt dominierten Luteolin-Glykoside sowie verwandte Flavone und Furocumarine. Der Sellerie-Extrakt hatte keine zytotoxischen Wirkungen auf UPEC und Blasenzellen. Er übte stattdessen eine dosisabhängige antiadhäsive Aktivität auf die UPEC-Stämme NU14 und UTI89 aus, das heißt, die Substanz verhinderte oder schwächte aktiv das Festsetzen der Bakterien auf der Oberfläche der Blase und des Harnleiters. Gleichzeitig unterdrückte der Extrakt konzentrationsabhängig das bakterielle Quorum Sensing.

Die 4- und 7-tägige Vorbehandlung von mit UPEC infizierten Mäusen mit dem Sellerie-Extrakt über einen Blasenkatheder reduzierte die bakterielle Belastung des Blasengewebes signifikant.

Der Sellerie-Extrakt wird demnach von den Forschern aus Münster als antiadhäsiver Extrakt bewertet, für den die traditionelle Anwendung in der Phytotherapie bei Harnwegsinfekten gerechtfertigt ist.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

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