Donnerstag, 1. März 2018

N-Glycan-Profil und Entzündungsparameter im Blut weisen Depression nach

Bei weiblichen Patienten mit einer Major Depressive Disorder (MDD), die im deutschen Sprachraum fast schon verniedlichend "Depression" genannt wird, unterscheidet sich das Serum-N-Glykan-Profil deutlich vom Profil gesunder Frauen und sagt gleichzeitig etwas über die Schwere der Depression aus. Mit diesen Veränderungen korrelieren auch die Entzündungsparameter IL-6 und CRP. Bei der Diagnose "Depression" sollte eine entsprechende Laboruntersuchung deshalb künftig nicht fehlen.

Hintergrund

Glykane sind kurze Ketten von Sacchariden, die mit Glykoproteinen verbunden sind. Von diesen ist bekannt, dass sie an einer Vielzahl von Entzündungsprozessen beteiligt sind. Da Depressionen durchweg mit chronischen, niedriggradigen Entzündungen in Verbindung gebracht wurden, fragten wir, ob Patienten mit Major Depressive Disorder Veränderungen im N- Glycosylierungsmuster von Serumproteinen zeigen, die mit assoziierten Veränderungen in Entzündungsprozessen in Verbindung gebracht werden können.

Prof. Dr. Iris-Tatjana Kolassa

Methoden

In einer Studienkohorte von 21 Patientinnen mit einer akuten depressiven Episode und 21 nicht depressiven weiblichen Kontrollpersonen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren analysierte eine deutsch-belgische Forschergruppe jetzt das Serum- N- Glykanprofil mittels DNA-Sequenzer-adaptierter-Fluorophor-unterstützter Kohlenhydratelektrophorese (DSA-FACE) und bewertete die Serumspiegel von Interleukin (IL) -6, Tumornekrosefaktor (TNF) -α und C-reaktivem Protein (CRP).

Ergebnisse

Im Vergleich zu Kontrollen zeigten MDD-Patienten signifikante Unterschiede in den Serumspiegeln verschiedener N- Glykanstrukturen. Veränderungen des Serum- N- Glykanprofils waren mit dem Schweregrad der depressiven Symptome assoziiert, und explorative Analysen zeigten, dass sie bei MDD-Patienten mit sexuellem Missbrauch in der Vorgeschichte am ausgeprägtesten waren. Darüber hinaus zeigten MDD-Patienten höhere Spiegel von IL-6 und einen Trend zu höheren CRP-Spiegeln, die auch mit ähnlichen Veränderungen im Serum- N- Glykan-Profil assoziiert waren, wie sie für MDD-Patienten charakteristisch sind.

Einschränkungen

Die relativ kleine Stichprobengröße und das Vorhandensein potentieller Confounder (Störfaktoren) [zB BMI, Rauchen, Medikamente] sind Schwachpunkte der Studie. Dies sollte in nächsten Forschungsansätzen berücksichtigt werden.

Fazit

Die Ergebnisse bieten den ersten Beweis dafür, dass spezifische Unterschiede im N- Glycosylierungs-Muster von Serumproteinen ein bisher nicht erkanntes Ausmaß an biologischen Veränderungen darstellen, die an den mit MDD verbundenen Immunveränderungen beteiligt sein könnten.

 

Schlüsselwörter

 

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