Dienstag, 24. Juli 2018

Entwicklungshilfe reduziert wohl doch die Migrationsströme

Erhöht sich das Einkommen von Menschen in ärmeren Ländern Afrikas, so nimmt die Migration aus diesen Ländern nach Europa zu. Befürchten EU-Politiker, und frühere Studien über dieses Phänomen geben ihnen recht. Nicht so eine aktuelle Studie. Sie weist den gegenteiligen Zusammenhang nach: Entwicklungshilfe verringert die Flüchtlingsströme. Weil, so die Forscher, diese Hilfe inzwischen in öffentliche Dienstleistungen fließt und nicht in höhere Einkommen, was deshalb nur dem zugute kommt, der bleibt. Dies steht im Einklang mit der Neuausrichtung der Entwicklungshilfe auf soziale Sektoren im Rahmen der Millenniums-Entwicklungsziele.

Während politische Entscheidungsträger hoffen, Migrationsströme durch Gewährung von Auslandshilfe einzudämmen, weisen die vorhandenen empirischen Daten in die entgegengesetzte Richtung: Durch die Lockerung der Budgetrestriktionen ärmerer Einwohner fördert diese Entwicklungshilfe die Auswanderung.

In einem aktuellen Artikel betrachteten jetzt Forscher aus Kiel erneut die Verbindung zwischen Entwicklungshilfe und Migration anhand eines stark erweiterten und angepassten ökonometrischen Ansatzes, der auf einem Gravitationsmodell der internationalen Migration basiert.

Im Gegensatz zur bisherigen Literatur erhielten die Forscher Hinweise auf eine negative Beziehung zwischen der Gesamtbeihilfe, die ein Land erhält, und der Emigrationsrate. Dies gilt sogar für den ärmeren Teil der Empfängerländer, was darauf hindeutet, dass die Einkommenssituation des einzelnen offensichtlich keine wesentliche Rolle bei der Gestaltung von Migrationsentscheidungen spielt. Die plausibelste Erklärung für diese gegensätzlichen Ergebnisse sei, so die Forscher, dass sie im Gegensatz zu früheren Studien die Migrantenströme statt der Migranten-Stocks als abhängige Variable verwendeten.

Konkret könnte die begrenzte Bedeutung der Budgetrestriktion darauf zurückzuführen sein, dass sich positive Wohlfahrtswirkungen der Auslandshilfe tendenziell eher in verbesserten öffentlichen Dienstleistungen für die Armen als in höheren Einkommen niederschlagen, was mit der Neuausrichtung der Auslandshilfe auf soziale Sektoren einhergeht, wie sie in den Millenniums-Entwicklungszielen formuliert wurden.

Hier und hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

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