Mittwoch, 11. Juli 2018

Rauschgiftabhängige Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion haben öfter Hepatitis C

Forscher des Robert-Koch-Instituts haben zusammen mit Kollegen rauschgiftabhängige ehemalige Sowjetbürger mit hier geborenen Abhängigen verglichen und eine deutlich höhere Belastung mit Hepatitis C bei den Migranten festgestellt, was gezielte Maßnahmen erforderlich macht, um den Zugang zu und die Akzeptanz für notwendige Maßnahmen zur Schadensminimierung zu gewährleisten.

Bei den ehemaligen sowjetischen Flüchtlingen wurde eine hohe Prävalenz des Drogenkonsums und des damit verbundenen Risikoverhaltens festgestellt. Um Hepatitis C (HCV) und HIV- Seroprävalenz und verwandte Risikoverhalten in dieser Untergruppe in Deutschland zu untersuchen, verglichen wir erste Generation Sowjet-Migranten und gebürtige Deutsche Daten aus einer Umfrage von Menschen, die Drogen injizieren.

Methoden

In der 2011-2014 durchgeführten DRUCK-Studie wurden in acht deutschen Städten aktuelle injizierende Drogenkonsumenten mittels Befragungen Probanden rekrutiert. Fragebogen-basierte Interviews wurden durchgeführt, getrocknete Blutflecken gesammelt und auf Antikörper von Hepatitis C, Hepatitis C-RNA und auf Antikörper von HIV1/2 getestet. Dann wurden deskriptive und multivariable Analysen durchgeführt.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 208 in der ehemaligen Sowjetunion Geborene und 1318 native deutsche Menschen, die Drogen injizieren, in die Analyse einbezogen.

  • Die Sowjet-Migranten waren jünger als Deutsche (Durchschnittsalter: 33 versus 39 Jahre)
  • häufiger männlich (83,1% versus 75,9%).
  • Die Hepatitis C-Seroprävalenz betrug 74,5% in Sowjet-Migranten versus 64,6% in Deutschen
  • HIV-Seroprävalenz betrug 5,8% bzw. 4,6%.
Der Anteil der Sowjet-Migranten mit injizierendem Risikoverhalten war höher als bei Deutschen:

  • täglich injizierend (39,4% versus 30,2%, p = 0,015),
  • zusammen mit Freunden (39,2% versus 31,2%),
  • Kokain ( 32,7% gegenüber 23,8%)
  • mehr als ein Medikament (18,2% gegenüber 9,6%)
  • gemeinsame Spritzen/Kocher (35,5% gegenüber 28,0%)
  • Keine statistisch signifikanten Unterschiede in Verhältnis HIV zu Hepatitis C -Testraten (50,7% versus 65,6%)
  • Opioid-Substitutionstherapie (43,9% versus 50,5%)
  • Zugang zu sauberen Nadel/Spritzen (89,8% versus 90,3%).
In den multivariablen Analysen war das Risiko für Hepatitis C-Infektionen bei männlichen Sowjet-Migranten im Vergleich zu deutschen Männern erhöht (OR 3,32), kein wirklicher Unterschied bestand zwischen weiblichen Sowjet-Migranten und deutschen Frauen (OR: 0,83).

Ein Wert größer 1 bedeutet, dass die Chancen (odds) der ersten Gruppe größer sind, ein Wert kleiner 1 bedeutet, dass die Odds der ersten Gruppe kleiner sind. OR= Odds Ratio = Quotenverhältnis. Ein Wert größer 1 bedeutet, dass die Chancen (odds) der ersten Gruppe größer sind, ein Wert kleiner 1 bedeutet, dass die Odds der ersten Gruppe kleiner sind. Ein Wert von 1 bedeutet ein gleiches Quotenverhältnis. Die Werte liegen zwischen 0 und unendlich. (Quelle: doccheck.com)

Fazit

Männliche Sowjet-Migranten hatten das höchste Risiko, Hepatitis C-infiziert zu sein. Daher sind gezielte Maßnahmen erforderlich, um den Zugang zu und die Akzeptanz von Maßnahmen zur Schadensminimierung zu gewährleisten, einschließlich Hepatitis C-Tests und -behandlungen für diese Subpopulation von Bürgern in Deutschland, die Drogen injizieren.

Hier und hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

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