Mütter können normalerweise den Geruch ihres Babys erkennen und mögen diesen Geruch in der Regel sehr. In Übereinstimmung mit dieser Beobachtung aktivieren Gerüche von Säuglingskörpern belohnungsbezogene Gehirnbereiche bei den Müttern. In einigen Mutter-Kind-Beziehungen ist die gegenseitige Bindung jedoch beeinträchtigt, und Mütter haben Schwierigkeiten, mit ihrem Kind in Interaktion zu treten. Forscher aus Dresden wollten in einer aktuellen Studie jetzt untersuchen, wie Mütter mit Bindungsschwierigkeiten den Körpergeruch ihres Kindes wahrnehmen.
Insgesamt wurden 75 Mütter und ihre Babys (0-12 Monate) untersucht: 25 davon wurden in einer psychosomatischen Tagesklinik rekrutiert, die auf Mutter-Kind-Bindungsstörungen spezialisiert ist. Fünfzig gleichaltrige gesunde Frauen und ihre Babys dienten als Kontrollen.
Körpergeruchproben von jedem Baby wurden in einem hochgradig standardisierten Verfahren aus Bodysuits gesammelt. Danach bewertete jede Mutter die Geruchsproben ihres eigenen und die von zwei fremden Säuglingen. Zusätzlich wurde die allgemeine Geruchsfunktion in Bezug auf die Schwelle und die Identifizierungsfähigkeit getestet und die Mutter berichtete in einem standardisierten Fragebogen über die Bindung zu ihrem Kind.
Gesunde Mütter zeigten eine deutliche Präferenz für die eigenen im Verhältnis zu den Gerüchen fremder Säuglinge, während Mütter mit Bindungsschwierigkeiten dies nicht taten. Mütter mit Bindungsschwierigkeiten konnten den Geruch ihres eigenen Kindes nicht über dem Zufall identifizieren, während Kontrollmüttern dies gelang. Beide Gruppen unterschieden sich nicht in der allgemeinen Fähigkeit Gerüche zu erkennen und zu unterscheiden.
Die Forscher gehen davon aus, dass ein reduzierter enger Körperkontakt und die deshalb geringeren Interaktionszeiten bei Bindungsschwierigkeiten zu einer verminderten geruchlichen Stimulation führen und die Erkennung des kindlichen Körpergeruchs behindern können. In einem Teufelskreis kann diese reduzierte sinnliche Wahrnehmung verhindern, dass Frauen sich absichtlich dem Baby nähern. Somit können sich die positiven und bindungsbildenden Konsequenzen körperlicher und sensorischer Interaktion nicht entfalten.
Da der Geruch des Babys aber normalerweise als sehr angenehm und lohnend empfunden wird, kann die bewusste Wahrnehmung des kindlichen Körpergeruchs eine (zusätzliche) Therapie für Mütter mit Bindungsschwierigkeiten sein.
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