Die Auswirkungen von Drogenmissbrauch auf andere Familienmitglieder sind nicht vollständig erwiesen. In einer aktuellen finnisch-deutschen Studie versuchten jetzt Forscher aus Rostock den Beitrag von elterlichem Drogenmissbrauch zur psychiatrischen Morbidität von Kindern in der späten Jugend und im frühen Erwachsenenalter einzuschätzen, wobei sie schwerpunktmäßig den Zeitpunkt und die Dauer des Ausgesetztseins unter die Lupe nahmen.
Die Forscher griffen dabei auf Daten einer landesweit repräsentativen Stichprobe von finnischen Familien mit Kindern zu, die 1986-1996 geboren wurden (n = 136.604) und in den Jahren 1986-2011 nachbeobachtet wurden.
Sie identifizierten elterlichen Drogenmissbrauch und die Häufigkeit psychiatrischer Erkrankungen der Kinder aus entsprechenden Aufzeichnungen und Medikamentenregistern.
Die Auswirkungen des elterlichen Drogenmissbrauchs im Alter von 0-4, 5-9 und 10-14 auf diese psychiatrische Morbidität (Häufigkeit einer bestimmten Erkrankung) nach dem 15. Lebensjahr wurden unter Verwendung von Populations-gemittelten und Geschwister-Fixed-Effects-Modellen geschätzt; Letztere berücksichtigen unbeobachtete Faktoren, die Geschwister im selben Familienverband gleich erleben und erleiden.
Der im Alter von 0-14 Jahren erlebte Drogenmissbrauch der Eltern war mit einem fast zweifachen Anstieg (86%) der Häufigkeit einer psychiatrischen Erkrankung der Kinder assoziiert (HR = 1,86, 95% CI 1,78-1,95). [HR= Hazard Ratio: CI= Konfidenzintervall]. Passte man diese Messergebnisse jetzt noch Faktoren wie die elterliche Erziehung, das Einkommen, die soziale Klasse und den Familientyp an, reduzierten sich diese Effekte allerdings um etwa 50%.
Die Berechnungen mittels Geschwister-Fixed-Effects-Modelle ergaben für Kinder, die zwischen 0-4 oder 5-9 Jahren exponiert waren, eine um 20% (HR = 1,20, 95% CI 0,90-1,60) bzw. 33% (HR = 1,33, 95% CI 1,01-1,74) höhere Morbidität .
Diese Geschwister-Fixed-Effekt-Modelle, (bei denen die oben herausgerechneten Faktoren, wie Erziehung, Einkommen, usw., als unbeobachtete Faktoren wieder in die Messwerte einfließen), ergaben für Kinder mit früher Exposition im Alter von 0 bis 4 Jahren, kombiniert mit wiederholter Exposition im späteren Kindesalter, eine um 80-90% höhere psychiatrische Morbidität als nie exponierte Geschwister.
Fazit: Die dem elterlichen Drogenmissbrauch ausgesetzten Kinder entwickeln mit einer stark erhöhten Wahrscheinlichkeit eine psychiatrische Erkrankungen. Obwohl diese Effekte zu einem großen Teil auf andere Merkmale zurückzuführen sind, (die im elterlichen Haus von Geschwistern geteilt werden (siehe hierzu noch einmal:)), ist die wiederholte Exposition gegenüber elterlichem Substanzmissbrauch unabhängig davon mit einer späteren psychiatrischen Morbidität verbunden.
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(Abbildung von pixabay.com)
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