Seit längerem schon ist in Fachkreisen bekannt, dass eine komplexe Kindheitstraumatisierung (CCT) das Risiko, an schweren somatischen und psychischen Störungen zu erkranken, erhöht. Jedoch wurden bislang die Stoffwechselwege nicht verstanden, die dies bewirken können.
In einer aktuellen Studie aus Mainz wurde jetzt die Hypothese getestet, ob traumatischer Stress mit der Induktion von DNA-Schäden verbunden ist. Die Mainzer Forscher isolierten dazu periphere Lymphozyten aus dem Blut von gesunden Spendern und Patienten mit CCT.
Die Zellen wurden danach auf eine Folie aufgebracht und mit einem Farbstoff angefärbt, der die Anzahl der DNA-Doppelstrangbrüchen in den Zellen anzeigt, und das Resultat in Bezug zu dem "Krankheitszustand" der einzelnen Patienten gesetzt.
Die Forscher konnten feststellen, dass CCT-Patienten höhere Doppelstrangbruch-Werte aufwiesen (0.88 ± 0.46 Bruchstellen/Zelle) als gesunde Probanden (0.31 ± 0.23 Bruchstellen/Zelle) oder psychiatrisch auffällige Patienten ohne CCT (0,15 ± 0,10 Bruchstellen/Zelle). Der Unterschied zwischen den Patienten mit Kindheitstrauma und der Kontrollgruppe war dabei hoch signifikant (p <0,001).
Die Anzahl der DNA-Doppelbruchstellen zeigte sich als unabhängig von potentiellen äußeren genotoxischen (die Erbsubstanz schädigenden) Einflüssen wie Rauchen und Alkoholkonsum.
Insgesamt zeigen die Daten der Studie, dass eine komplexe Traumatisierung eine Quelle für genotoxischen Stress ist, der zu systemischen DNA-Schäden führen kann, was auf die Bedeutung emotionaler frühkindlicher Erfahrungen für den genetisch bedingten Gesundheitszustand in späteren Lebensjahren hinweist.
Das Auffinden von CCT, das mit dieser in der Studie gefundenen genomischen Instabilität in Wechselwirkung steht, eröffnet neue Chancen für ein tieferes Verständnis des Zusammenhangs zwischen emotionalem Stress, DNA-Schäden und somatischen Störungen.
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Foto: RainerSturm / pixelio.de
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