Freitag, 24. März 2017

ADHS – ein weiterer Exportschlager aus den USA

Es ist wohl ein Naturgesetz: Alles "Bedenkliche" (deutsch für bullshit) schwappt irgendwann aus den USA herüber nach Europa: die epidemische Fettleibigkeit, Leggins für Unförmige, Sozialabbau, Lobbyismus – und der seuchenähnliche Anstieg der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung bei Kindern und Jugendlichen und deren überbordende Medikamentierung. Die Niederlande hat da jetzt schon die Nase vorn und auch unsere (deutsche) Steigerungsrate von 60 Prozent in sechs Jahren kann sich sehen lassen.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich der Einsatz von ADHS-Medikamenten in der US-Jugend deutlich erhöht. Allerdings ist weniger über die ADHS-Medikamenten-Awendung bei europäischen Kindern und Jugendlichen bekannt.

Eine aktuelle Studie aus D, GB, NL und den USA nahm sich dafür jetzt nationales oder regionales Datenmaterial aus Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich (UK) und den USA über die Kalenderjahre 2005/2006-2012 vor. Dabei wurde das Vorherrschen der ADHS-Medikamentierung genauso bewertet – getrennt nach Alter und Geschlecht – wie die am häufigsten verschriebenen ADHS-Medikamente. Die Verschreibungen von ADHS-Medikamenten erhöhten sich

  • von 1,8% auf 3,9% der niederländischen Altersgruppe (relativer Anstieg: + 111,9%)
  • von 3,3% auf 3,7% in der US-Kohorte (+ 10,7%)
  • von 1,3% auf 2,2% in der deutschen Kohorte (+ 62,4%)
  • von 0,4% auf 1,5% in der dänischen Kohorte (+ 302,7%)
  • von 0,3% auf 0,5% in der britischen Kohorte (+ 56,6%)
Die ADHS-Medikamenten-Anwendung war am höchsten bei 10- bis 14-jährigen, mit Spitzenwerten in den Niederlanden (7,1%) und den USA (8,8%).

Das Medikament der Wahl in Europa war Methylphenidat, in den USA wurden dagegen Amphetamine fast genauso häufig verschrieben wie Methylphenidat. In der US-Kohorte gab es zwar einen wesentlich höheren Einsatz von ADHS-Medikamenten, dafür bei den Kindern und Jugendlichen in den vier europäischen Ländern aber einen höheren Anstieg der ADHS-Medikamentierung.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

(Anm: Es soll immer noch Forscher und Ärzte geben, die sagen: Gebt ihnen weniger Zucker, weniger Cola – und bei Sport und Spiel austoben lassen oder dazu zwingen. Und gut ist.)

 

Foto: Moni Sertel / pixelio.de

Zum Weiterlesen:




 

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