Mittwoch, 1. März 2017

Der von Natur aus ängstlichere Sportler versagt öfter - aber nur unter hohem Druck

In realen Wettkampfsituationen wurde jetzt bestätigt, was bisher nur in "Laborversuchen" ermittelt wurde: Der von seiner Persönlichkeitsstruktur eher ängstliche Sportler versagt in Situationen mit hohem psychischem Druck öfter als weniger ängstliche. Dabei ist es oft die Angst vor einer negativen Bewertung, die seine Hand zittern lässt.

Basierend auf dem Trait-Aktivierungsprinzip haben zahlreiche Forschergruppen getestet, ob bestimmte Persönlichkeitsmerkmale verlässliche Marker dafür sind, um mit diesen die sportliche Leistung (speziell unter Druck) vorherzusagen. Typischerweise folgten diese Untersuchungen jedoch experimentellen Ansätzen im Labor und nur selten in Feldversuchen, also unter realen Wettkampfbedingungen. Eine aktuelle Studie aus Münster verschrieb sich jetzt deshalb dem Ziel, die Verallgemeinerbarkeit der in diesen experimentellen Studien gewonnenen Erkenntnisse zu prüfen und die vorhergesagte Trait-Aktivierung für die Performance in realen Wettbewerben zu bestätigen.

Die Theorie der Trait-Aktivierung geht davon aus, dass besonders psychisch belastende Situationen die Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen aktivieren und so dessen in dieser Situation erbrachten Leistungen beeinflussen können.

53 Basketballspieler haben im Vorfeld der Versuche Fragebögen zur Bestimmung ihrer Persönlichkeitsstruktur ausgefüllt. Unmittelbar vor der Leistungsbeurteilung mussten die Teilnehmer die wahrgenommene Bedeutung des Wettkampfes und den körperlichen und geistigen Pegel ihrer empfunden Angst und ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten einschätzen. Danach wurde die Trefferquote einer Serie von 30 Freiwürfen in einer Situation mit geringem psychischem Durck ausgewertet und später mit der Trefferquote der Freiwürfe in einem realen Basketballspiel verglichen.

Folgendes wurde dabei festgestellt: Kein einziges Persönlichkeitsmerkmal war in der Lage, die sportliche Leistung unter niedrigem Druck vorherzusagen. Unter hohem Druck war nur die Angst vor einer negativen Bewertung sowie eine allgemeine Ängstlichkeit des Sportlers signifikant negativ mit seiner Leistung unter Wettbewerbsbedingungen verbunden. Mit anderen Worten: Die Trefferquote ängstlicher Werfer war unter Druck deutlich kleiner.

Diese Ergebnisse der Studie erweitern die bisherigen Erkenntnisse der vorhandenen Literatur, denn ihnen gelang erstmals eine im Feldversuch gewonnene und ökologisch gültige empirische Beurteilung der angstbezogenen Merkmalen des Sportlers und deren Relevanz für die Fähigkeit, unter dem hohen Druck realer Wettkampfsituationen eine gute Leistung abrufen zu können. Die Selbsteinschätzung des Athleten hatte dabei eine besondere Bedeutung und könnte künftig ein Ansatzpunkt dafür sein, seine Leistungen speziell unter hohem Druck zu verbessern.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

Foto: Dr. Stephan Barth / pixelio.de

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