Montag, 6. März 2017

Diabetes braucht Sport – dringend!

Diabetes 1 verlangt jedem, der daran erkrankt ist, sehr viel Disziplin ab, was die Lebensführung angeht. Da diese Krankheit meist ganz junge Menschen trifft, ist ein Scheitern in dieser Richtung geradezu vorprogrammiert. So wäre beispielsweise ein regelmäßiges körperliches Training sehr wichtig, und trotzdem tendieren Diabetes-1-Patienten dazu, prinzipiell so inaktiv zu sein wie der Rest der Bevölkerung, mit einem erschreckend hohen Prozentsatz an Individuen ohne gesunden Body-Mass-Index. Ein wenigstens minimaler Aufwand an moderater aerobischer Aktivität pro Woche ist ebenso oft Fehlanzeige.

Obwohl regelmäßiges Training die Gesundheit und das Wohlbefinden deutlich verbessern und dem Diabetiker helfen könnte, ein gesundes Lipidprofil, eine gute körperliche Konstitution und Fitness sowie seine glykämischen Ziele besser zu erreichen. Das mag daran liegen, dass das Bündel an Hindernissen, das auf dem Weg in ein "bewegteres" Leben schon gesunde Menschen abhält, bei Diabetikern um einiges dicker ist: Die Angst vor einer Hypoglykämie, die Angst vor dem Verlust über die glykämische Kontrolle und ein unzureichendes Wissen rund um das Thema "Sport und körperliches Training für Diabetiker" kommen bei ihm hinzu.

Der hier vorgestellte Review, an dem auch deutsche Forscher mitgearbeitet haben, stellte nun den aktuellen wissenschaftlichen Sachverstand in Sachen körperlichen Trainings für Personen mit Diabetes 1 zusammen und gibt gleichzeitig eine Anleitung all jenen Personen an die Hand, die später Diabetiker bei der Hand nehmen und ihnen zeigen sollen, wie sie sich vor, während und nach einem Training sinnvoll ernähren und welche Insulindosen dabei verabreicht werden, um unerwünschte Entgleisungen des Zuckerstoffwechsels während und nach dem Training zu vermeiden.

60 % der Diabetes-1-Patienten sind übergewichtig oder gar fettleibig, um die 40 % haben Bluthochdruck, etwa 60 % leiden unter Dyslipidämie (zu hohe Triglyzerid-Werte und ein zu hohes Cholesterin im Blut). Und, wie oben besprochen, gehen die meisten keiner regelmäßigen sportlichen Betätigung nach. Dabei könnte regelmäßiges Training helfen, folgende Ziele zu erreichen: Verringerung des Risikos von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei jungen Patienten, Reduktion des Hba1c, ein Marker für den Langzeit-blutglucosewert, um immerhin 0,3 % in der pädiatrischen Bevölkerung. Die Herz-Lungen-Funktion verbessert sich, die Gefäßwände bleiben elastischer – und vieles andere mehr.

Und all dies täte Not, sind doch nach wie vor Herzkreislaufprobleme die führende Ursache für Krankheit und Tod bei jungen Menschen mit Diabetes 1.

Auch erwachsene Patienten mit dieser Krankheit profitieren im Sinne der oben beschriebenen Krankheitsrisiken von einem regelmäßigen Training. Bei diesen kommt zusätzlich hinzu, dass sowohl Retinopathie und Mikroalbuminurie, zwei herkömmliche Begleiterscheinungen von Diabetes, deutlich reduziert sind, wenn diese Patienten regelmäßig trainieren.

Außerdem reduziert regelmäßiges Training die notwendige tägliche Insulingabe. Koronare Arterienverkalkung, Herzinfarkte und Schlaganfälle sind bei "bewegten" Diabetikern reduziert. (Was übrigens auch auf Personen zutrifft, die nicht an Diabetes erkrankt sind). Trainierende Typ-1-Diabetiker zeigen zudem ein vermindertes Risiko für Ketoazidose und für ein schweres hypoglykämisches Koma.

Für alle Diabetiker empfiehlt sich ein 150-minütiges Ausdauertraining pro Woche, mit nicht mehr als zwei aufeinanderfolgenden Tagen ohne körperliche Aktivität. Gleichzeitig wird dreimal die Woche ein Krafttraining empfohlen.

Für die meisten Patienten bleibt dies aber ein Wunschtraum, beziehungsweise wohl eher ein Alptraum: Weniger als 20 % raffen sich mehr als zweimal die Woche zu einem solchen Training auf – und, wie oben beschrieben, schaffen es 60 % der Patienten überhaupt nicht, ein vernünftiges Training zu absolvieren.

Kindern und jungen Diabetikern wird sogar empfohlen, täglich eine Stunde Training in ihren Alltag einzubauen. Auch dies bleibt oft ein Wunschtraum. Wobei Männer und Jungs mit Typ-1-Diabetes diesen Wunschtraum offensichtlich öfter in die Tat umsetzen als Frauen und Mädchen.

Deshalb müssen Mediatoren her, denen es gelingt, trägen Diabetikern Beine zu machen.

Wie ein solches Training vernünftigerweise auszusehen hat und welche Maßnahmen dabei ergriffen werden müssen, um mögliche Komplikationen von vornherein ausschließen zu können, ist das Hauptanliegen dieses Reviews.

Generell wird Körpertraining klassifiziert als aerob oder anaerob, je nach dem Energiesystem, das vom Körper vorwiegend genutzt wird. Aerobe Sportarten sind die Ausdauersportarten Joggen, Wandern, Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren, bei denen große Muskelgruppen wieder und wieder bewegt werden.

Krafttraining mit freien Gewichten, entsprechenden Geräten, elastischen Bändern oder dem Gewicht des eigenen Körpers zählt hingegen zu den anaeroben Sportarten.

Der Diabetiker sollte sowohl aeroben als auch anaeroben Disziplinen nachgehen.

Relativ neu in der Liste der empfohlenen Sportarten ist das Zirkeltraining, auch Intervalltraining genannt. In einigen Studien zeigte sich dieses Zirkeltraining für Diabetiker reinem Ausdauersport überlegen. Das gilt zumindest für den Altersdiabetes.

Hier geht es zum Review

Der Review wurde geschrieben von einer Initiative (genannt PEAK, http://typeonenation.org/peak/) der juvenile diabetes research foundation (JDRF). Auf der Homepage der JDRF finden sich weitere Informationen. JDRF hat mit Unterstützung von Novo Nordisk eine große Initiative gestartet, um Patienten, Ärzten und Diabetesberaterinnen mehr Informationen für Patienten mit Typ 1 Diabetes, die gerne Sport treiben wollen, zur Verfügung zu stellen. In diesem Jahr finden dementsprechend eine Reihe von Veranstaltungen in Europa und den USA statt, in denen das PEAK-Programm vorgestellt wird.

 

Foto: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de

 

 

 

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