Dienstag, 7. März 2017

Motivationsförderung: die dem Anfang innewohnende Kraft nutzen, Arbeitsschritt für Arbeitsschritt

Offensichtlich neigen wir dazu, großzügig Vorschusslorbeeren zu verteilen, feiern wir den Beginn einer Sache mehr als deren Ende. Auch wenn diese wissenschaftliche Erkenntnis von solchen Ereignissen wie dem Bau der Elb-Harmonie, die erst aus den negativen Schlagzeilen in die Höhen kollektiver Euphorie katapultiert wurde, als die ersten Klänge aus dem Konzertsaal drangen, eher konterkariert werden, könnte sie doch als Arbeitsanweisung für unsere Alltagsereignisse dienen: Jeden Arbeitsschritt als neuen Anfang werten, mit dem ihm innenwohnenden Zauber des Neuen, des Geheimnisvollen, des Versprechens auf eine schönere Zukunft.

Ereignisse sind zeitliche "Figuren", die in der Zeit als identifizierbare Segmente definiert werden können, die durch Anfänge und Endungen begrenzt sind.

Aber die Funktion und die Bedeutung dieser beiden Grenzen unterscheiden sich. Für uns steht fest, dass die Anfänge größer und bedeutender daherkommen als die Endungen – indem sie mehr Aufmerksamkeit erregen, als wichtiger und interessanter beurteilt werden, mehr Erklärungen rechtfertigen und mehr kausale Macht haben.

Dieser Unterschied folgt aus dem Empfinden unseres gesunden Menschenverstandes, dass Hinzufügungen (die Einführung von etwas Neuem) mehr Veränderung implizieren und mehr Aufwand verlangen als Subtraktionen (Rückkehr zu einem früheren Sachverhalt).

Diese "Anfangsvorteile", diese Vorschusslorbeeren, werden durch acht Studien über die Darstellungen von Epochen und Ereignissen der Menschheit in einer historischen Zeitachse sowie in der zyklischen Veränderung der Jahreszeiten belegt.

Eine aktuelle Arbeit mit internationaler Beteiligung, aus Deutschland waren das Forscher der Uni Koblenz-Landau, haben die Ergebnisse dieser Studien jetzt zusammengetragen:

Menschen denken, es sei wichtiger zu wissen, wann Kriege und Herrschaften begonnen, als wann sie ihr Ende gefunden haben. Leser sind mehr daran interessiert, über Anfänge zu lesen als über das (oft unrühmliche) Ende dieser historischen Ereignisse.

Übergangsereignisse (wie Wahlen oder der Wechsel von einer Jahreszeit zur nächsten) behaupten dann mehr unser Interesse und nehmen an Bedeutung zu, wenn sie von uns als Anfänge von dem, was folgt, als Schlussfolgerungen von dem, was vorher kam, gedeutet werden.

Da Anfänge oft erst im Nachhinein zu erkennen waren und sind, kann der hier beschriebene Anfangsvorteil ihre eigentliche historische Bedeutung verzerren und übertreiben.

(Anm: Was zu der Erkenntnis führt, dass etwas nur so ist, wie wir es sehen und wie wir darüber denken. Was wiederum zu der oben empfohlenen Arbeitsanleitung führt.)

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

Foto: Karl Dichtler / pixelio.de

 

 

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