Dienstag, 7. März 2017

Die Wissenschaft muss sich korrigieren: Nicht jeder hat seinen Preis, es gibt auch Ehrliche

Jeder hat seinen Preis. Eine Erkenntnis, die in Stein gemeißelt scheint: Jeder ist bereit zu betrügen oder zu einem anderen Fehlverhalten, wenn nur der Preis stimmt. Die Wissenschaft hat dies mehrfach bestätigt. Bis gestern! Denn heute, nach einer neuen Studie, scheint alles anders.

Die meisten Studien über unehrliches Verhalten betonen die Bedeutung der entsprechenden Belohnung, die am Ende winkt, wobei alles typischerweise darauf hindeutet, dass die Unehrlichkeit mit steigenden Anreizen zunehmen könnte. Die vorhandenen Erkenntnisse beruhen jedoch auf Experimenten mit relativ geringen Belohnungen, deren potenzielle Auswirkungen auf die Ehrlichkeit zudem ausschließlich über die Gesamtzahl der Teilnehmer gemittelt wurde.

In zwei Experimenten einer aktuellen Studie nutzten Forscher der Uni Koblenz-Landau nun deshalb verschiedene Würfelspiele, die darauf abzielten, die Unehrlichkeit auf individueller Ebene und in Abhängigkeit von der Höhe der Gewinnaussichten des Spiels zu untersuchen - immerhin ging es um Einzelgewinne in Höhe von bis zu 100 Euro.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Anreizgröße in der Tat für ethische Entscheidungsfindungen wichtig ist – allerdings vor allem für zwei Teilgruppen von "korrupten Individuen" (die mehr betrügen, je mehr ihnen angeboten wird) und von "kleinen Sündern" (die dazu neigen, weniger zu betrügen, wenn die potenziellen Auszahlungen zunehmen).

Bei zwei anderen Charaktergruppen zeigt sich jedoch keine von der Höhe des möglichen Gewinns abhängige Veränderung des Betrugsverhalten: "Schamlose Lügner" sind bereit, für praktisch jeden Nicht-Null-Anreiz zu betrügen, während "ehrliche Menschen" überhaupt nicht betrügen, auch nicht für große Auszahlungen.

Implizit ist der Einfluss der Auszahlungsgröße auf die ethische Entscheidungsfindung oftmals verdeckt, wenn sie über die Teilnehmer gemittelt wird und mit nur unzureichend verlockenden Auszahlungen durchgeführt wird.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung.

 

Foto: Kurt F. Domnik / pixelio.de

 

 

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