Montag, 13. März 2017

Reisen bildet – zunehmend Umweltprobleme aus

Wer durch die Winterlandschaften alpiner Skigebiete wedelt, hinterlässt dort nicht nur zwei Spuren im Schnee. Er lässt auch alles zurück, dessen sich sein Körper dort im Laufe seines Aufenthaltes entledigt hat. Mit dem Ergebnis, dass trotz Kläranlagen die alpinen Flüsse sich anreichern mit Schmerzmitteln, Bluthochdruckmitteln, Antibiotika, aber auch mit seinen Körperpflegemitteln.

Das Wissen über die Auswirkungen des Tourismus auf den Eintrag von Arzneimitteln und Körperpflegeprodukten (pharmaceuticals and personal care products; PPCPs) in alpine Flüsse ist begrenzt. Daher wurde jetzt eine aktuelle internationale Studie mit Beteiligung der TU München über die Vorkommen solcher Chemikalien und ihre räumlich-zeitliche Verteilung anhand von 105 PPCP in einem alpinen Einzugsgebiet in der Region Trentino-Alto Adige (Nordostitalien) durchgeführt.

Die Forscher beobachteten, dass die Gesamtkonzentration der analysierten PPCPs im Winter in allen Probenahmestellen höher war als im Sommer.

Die Analyse der Touristen-Daten ergab, dass bei beiden Stichprobenkampagnen die Zahl der Touristen stromabwärts im Vergleich zu dem stromaufwärts gelegenen Areal (Val di Sole) niedriger war. Besonders Probenahmestellen in der Nähe von wichtigen touristischen Zentren haben die höchste Konzentration an PPCPs im Winter gezeigt, wobei Schmerzmittel/Entzündungshemmer, Blutdruckmittel (Antihypertensiva) und Antibiotika die am häufigsten vorkommenden pharmazeutisch aktiven Verbindungen (PhACs) waren.

Diclofenac zeigte die höchste Konzentration unter diesen PhACs und erreichte Konzentrationen bis zu 675 ng/l in der Probenahmestelle, die sich stromabwärts der örtlichen Kläranlage befand. Antihypertensiva wurden in Konzentrationen von mehr als 300 ng/l gefunden, während Antibiotika bis zu 196 ng/l quantifiziert wurden.

Unter den Körperpflegeprodukten war die am häufigsten vorkommende Verbindung Octyl-dimethyl-p-aminobenzoesäure (ODPABA), ein UV-Filter in Sonnenschutzmitteln, mit Konzentrationen bis zu 748 ng/l.

Im Allgemeinen waren die Konzentrationen und die Verbreitung im Wasser höher als in den Sedimentproben des Flussbettes. Die dort am häufigsten nachgewiesenen Chemikalien waren Antibiotika, während bei den Körperpflegemitteln in den Sedimenten Octocrylen, ein weiteres Sonnenschutzmittel, in den höchsten Konzentrationen gefunden wurde.

Diese Studie belegt mit ihren Zahlen nachdrücklich die potenziellen Auswirkungen des Tourismus auf die Wasserqualität der alpinen aquatischen Ökosysteme.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

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