Montag, 24. April 2017

Mückenlarven auf Leichen: Die kalte Spur wird wieder heiß!

TV-Krimi-Fans wissen es: Nach etwa 24 Stunden eines Mordes beginnt die Spur bereits zu erkalten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Leiche nimmt langsam Umgebungstemperatur an, und die Suche nach der Leiche mithilfe von Wärmebildaufnahmen aus Hubschraubern muss dann fehlschlagen. Aber nicht für immer, beweist jetzt eine Studie. Nach wenigen Tagen wird die Leiche nämlich von Fliegenlarven besiedelt, die den Kadaver soweit erwärmen, dass Wärmebildkameras ihn jetzt wieder aufspüren können.

Eine der häufigsten Techniken, die für die Suche nach lebenden aber auch nach toten Personen angewendet werden, ist das FLIR (Forward Looking Infrared) System, das, unter einem Flugzeug oder einem Hubschrauber montiert, die thermischen Muster, die Objekte im langen Infrarotbereich emittieren, sichtbar machen kann.

Wenn jedoch die Körpertemperatur innerhalb von etwa 24 Stunden nach dem Tode auf Umgebungswerte herunterkühlt, ist diese Wärmestrahlung nicht mehr von der der Umgebung zu unterscheiden. Der Einsatz dieser Technik ist deshalb nur dann sinnvoll, wenn die Suche nach verstorbenen Personen spätestens am ersten Tag nach Verschwinden der Person stattfindet.

Forscher aus Frankfurt, Gelsenkirchen, Düsseldorf und München haben jetzt in einer aktuellen Studie gezeigt, dass die Insektenlarven-Massen auf einem toten Körper Wärme erzeugen, die für einen Zeitraum von mehreren Wochen beträchtlich höher als die Umgebungstemperaturen sein kann und dass solche Wärmesignaturen für die Lokalisierung solcher von Insekten befallenen Leichen verwendet werden könnten.

Die Forscher beobachteten dafür die thermischen Veränderungen von zwei 70 und 90 kg schweren Schweinekadavern über eine Periode von 21 Tagen im Mai und Juni 2014 in Deutschland. Erwachsene und unreife Insekten auf den Kadavern wurden täglich beprobt und die Temperaturen auf und in den Kadavern gemessen, sowie in ausgewählten Madenmassen und in der Umgebung.


Wärmebilder wurden von einem Hubschrauber aus mit dem FLIR-System aus drei verschiedenen Höhen bis zu 500 m in sieben Tag-Flügen und einem Nachtflug geschossen.

Die Insektenkolonisation wurde von Schlagfliegen dominiert (Diptera: Calliphoridae), die fast sofort nach der Platzierung der Kadaver auftrat. Larven wurden erstmals am 2. Tag festgestellt, und der Befall beider Kadaver war mit mehreren tausend Larven enorm. Nach 14 Tagen verließ eine erste Welle von Larven die Schlachtkörper, um sich zu verpuppen.


Die Körpertemperatur beider Kadaver lag dabei zwischen 15 ° C und 35 ° C während der ersten zwei Wochen des Experiments, während die Körperoberflächen Temperaturen von etwa 45 ° C erreichten. Maden-Massen-Temperaturen erreichten Werte bis zu fast 25 ° C über der Umgebungstemperatur.

Die Erkennung beider Kadavern durch thermische Bildgebung war auf sieben der acht Hubschrauberflüge bis zum Tag 21 möglich.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung


 

Foto: Maret Hosemann / pixelio.de




 

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