Montag, 29. Mai 2017

(Nur) die Hälfte der Eltern würde ihre Kinder grippeimpfen

Nur etwa die Hälfte der Eltern würden für eine jährliche Grippeschutzimpfung ihrer Kinder sorgen, selbst wenn sie von den positiven Effekten dieser Impfung wüssten. Diese traurige Billanz wird auch nur um zehn weitere Prozentpunkte intellektuell redlicher, wenn der Herrgott in Weiß seine entsprechende Empfehlung abgibt.

Eine Influenza-Impfung von Kindern wird derzeit in Deutschland (nur) dann empfohlen, wenn gleichzeitig eine chronische Erkrankung vorliegt. Ein alternativer Ansatz sieht vor, grundsätzlich alle Kinder gegen Grippe zu impfen, mit weitreichenden positiven Impfeffekten auf den Impfschutz der Gesamtbevölkerung. Wie hoch dafür die Akzeptanz der Eltern wäre und mit welchen Kommunikationsmitteln diese zu erreichen wären, sollte jetzt eine aktuelle Studie von Forschern des Robert-Koch-Institutes ermitteln.

Dazu haben sie eine telefonische Umfrage in Haushalten in Deutschland mit zufällig gewählten Telefonnummern durchgeführt und Eltern mit Kindern im Alter von weniger als 18 Jahren interviewt. Dabei wurden im Gespräch drei hypothetische Szenarien in der folgenden Reihenfolge aufbaut:

(1) Influenza-Impfempfehlung durch die Medien

(2) Empfehlung der Impfung durch einen Arzt

(3) Information über die Verfügbarkeit des Impfstoffs als Nasenspray

Von 518 "brauchbaren" Teilnehmern waren 74% weiblich, das Durchschnittsalter betrug 41,3 Jahre. Die Teilnehmer hatten durchschnittlich 1,6 Kinder im Alter von 8,9 Jahren.

Im Szenario (1) wären 52%

im Szenario (2) wären 64 %

im Szenario (3) wären 45 %

der Eltern bereit gewesen, ihr Kind immunisieren zu lassen.

Faktoren, die unabhängig voneinander mit der Impfungs-Akzeptanz in Szenario 1 verbunden waren, waren frühere Influenza-Impfungen des Kindes oder der Eltern, eine erlebte schwere Influenza (aOR = 5,1) und ein Wohnort in Ostdeutschland.


Schlussfolgerung: Wenn Fachleute eine saisonale Influenza-Impfung für alle Kinder empfehlen würden, würde mehr als die Hälfte der Eltern möglicherweise einverstanden sein, ihr Kind zu immunisieren. Die Einbeziehung von Ärzten in zukünftige Informationskampagnen wäre dabei wichtig, um eine höhere Aufnahme zu erreichen. Da die intranasale Impfstoff-Verabreichung nicht-invasiv und demnach leicht durchführbar wäre, bleibt es unklar, warum ausgerechnet das Szenario (3) mit einer geringeren Akzeptanz bei den Eltern verbunden war. Die zugrundeliegenden Gründe sollten weiter untersucht werden.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...