Freitag, 26. Mai 2017

Sexualhormone machen keine Stimmungsschwankungen

Die Ursache der Stimmungsschwankungen bei Frauen muss künftig woanders gesucht werden, denn die unterschiedlichen Hormonpegel im Menstruationszyklus sind es offensichtlich nicht. Bleibt zu erforschen, ob diese Achterbahn der Gefühle nicht doch in den Persönlichkeitsmerkmalen verankert ist und diese wiederum vielleicht durch Epigentik von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Weibliche Sexualhormone können eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von zyklusbedingten Stimmungsschwankungen spielen. So die Lehrmeinung. Allerdings ist die wissenschaftliche Literatur uneinheitlich, und methodisch strenge Beobachtungsstudien über die Beziehung zwischen Sexualhormonen und negativen Affekten fehlen.

In einer aktuellen Studie aus Hannover und Zürich untersuchten Forscher jetzt die Hormone Östrogen, Progesteron, luteinisierendes Hormon (LH), Follikel-stimulierendes Hormon (FSH) und den Testosteron-Serumspiegel in Verbindung mit negativen Empfindungen, gemessen mit dem "Positiven und Negative Affect Schedule" (PANAS).

Eine Deutsche Version der Positive and Negative Affect Schedule (PANAS) wurde aus dem weit verbreiteten englischsprachigen Instrument zur Erfassung der emotionalen Befindlichkeit PANAS adaptiert. Der Fragebogen besteht aus 20 Adjektiven, die unterschiedliche Empfindungen und Gefühle beschreiben. Jeweils 10 Adjektive erfassen die Dimensionen Positiver Affekt und Negativer Affekt. Die Skala kann für unterschiedliche Untersuchungsziele eingesetzt werden. Je nach Instruktion können sowohl aktuelle, zeitlich begrenzte Affekte als auch überdauernde, habituelle Affektivitätsmerkmale gemessen werden. (Hier geht es zum deutschen Test; klicken Sie dort auf "Instrument")

Negative Affekte und Hormonassays wurden zu vier aufeinanderfolgenden Zeitpunkten des Menstruationszyklus gesammelt: beginnende Menstruation, vor dem Eisprung, in der Mitte der Lutealphase und schließlich vor der Menstruation über zwei volle Zyklen hinweg. Dazu wurden 87 Probandinnen für den ersten und 67 für den ersten und zweiten Zyklus für die Studie rekrutiert.

Das Beck-Depressions-Inventar (BDI), ein psychologisches Testverfahren, das die Schwere depressiver Symptomatik im klinischen Bereich erfasst, wobei nicht die Depression an sich, sondern lediglich der Schweregrad der Depression erfasst wird, wurde einmal vor dem ersten Zyklus beurteilt und als sekundäre Maßnahme eingeschlossen.

Die mittleren negativen Affekt-Pegel in beiden Zyklen schwankten nur unwesentlich und es gab insbesondere keinen Symptom-Anstieg vor der Menstruationsphase. Kein Sex-Hormon korrelierte einheitlich mit den wiederholten Messungen der negativen Affekte in den beiden aufeinander folgenden Zyklen. Weiterhin gab es keinen Zusammenhang zwischen dem BDI-Pegel, der zu Beginn gemessen wurde, und dem Hormonspiegel im ersten Zyklus.

Die Studie aus Hannover und Zürich ist die erste Mehrzentren-Längsschnittstudie über das Verhältnis zwischen negativen vorübergehenden Gefühlslagen und Sexualhormonen, die zwei aufeinanderfolgende Menstruationszyklen umfasst.

Ergebnis: Negative Affekte schwankten nicht über den Menstruationszyklus, und es gab keine direkte und einheitliche Assoziation zwischen Sexualhormonen und den von den Probandinnen berichteten negativen Affekten. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass andere Moderatoren wie etwa Persönlichkeitsmerkmale und die Epigenetik des Individuums in zukünftiger Forschung erforscht werden sollten.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

 

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