Freitag, 30. Juni 2017

Lebensgefahr: Knopf-Batterien verätzen die Speiseröhre

Verschlucken unsere Kinder einen Knopf oder eine Knopf-Batterie schrillen bei uns die Alarmglocken, denn es besteht Erstickungsgefahr. Dass dabei diese Alarmglocken bei Knopf-Batterien viel schriller schrillen sollten, ist uns wohl weniger bewusst. Tatsache ist nämlich, dass diese Knopf-Batterien, so sie sich in der Speiseröhre verfangen, in der feuchten Umgebung der Speiseröhre durch Elektrolyse lebensgefährliche Verletzungen hervorrufen können.

Der verstärkte Einsatz von Knopfbatterien mit hohen Energiedichten in Geräten des täglichen Lebens stellt ein hohes Verletzungsrisiko dar, vor allem für Kleinkinder und Kinder. Wenn eine Knopfbatterie versehentlich geschluckt wurde, kann dieser Fremdkörper in den Einschnürungen der Speiseröhre hängen bleiben und schwere Schäden an den angrenzenden Gewebeschichten verursachen.

Priv.-Doz. Dr. med. Kristen Rak
Die Konsequenzen können Geschwürbildungen, Perforationen mit Fistelbildung und weitere Schädigungen der umgebenden anatomischen Strukturen sein. Um ein besseres Verständnis der Pathophysiologie nach der Einnahme zu erhalten, führten Forscher aus Würzburg, Rostock und Oldenburg jetzt systematische Studien an frischen Zubereitungen von Schweine-Speiseröhren durch.

Die Lithium-Knopf-Batterie Typ CR2032, die am häufigsten im täglichen Leben genutzte Knopf-Batterie, wurde in präparierte Schweine-Speiseröhrteile eingebracht und unter der Zugabe von künstlichem Speichel bei 37 ° C inkubiert.

Die Forscher analysierten insgesamt acht Speiseröhren mithilfe verschiedener Methoden:

  • Messungen des pH-Wertes um die Batterieelektroden
  • histologische Untersuchungen der Gewebeschädigung
Diese wurden nach 0,5 bis 24 Stunden Einwirkungszeit durchgeführt. Darüber hinaus ergänzten weitere Maßnahmen die Experimente:

  • Aufzeichnung makroskopischer Zeitrafferbilder
  • Messungen der Batteriespannung
  • Verlauf des elektrischen Stroms
Die Untersuchungen zeigten, dass die Batterien verschiedene Elektrolyse-Reaktionen in der feuchten Umgebung der Speiseröhren-Präparate verursachten. Die positive Elektrode bildete ein saures und die negative Elektrode ein basisches Medium aus. In Folge trat eine Koagulationsnekrose am positiven Pol und eine tiefe Kolliquationsnekrose am Minuspol auf.

Nach einer Inkubationszeit von 12 Stunden wurden Gewebeschädigungen durch die Laugenkorrosion auf der Seite der negativen Elektrode bis zur Lamina muscularis beobachtet. Die Korrosion fand über den gesamte Zeit der 24stündigen Messung statt. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Batterien noch genügend Restspannung, so dass weiter fortschreitende Schädigungen zu erwarten sind.

Daraus folgt: Das Verschlucken von Knopf-Batterien stellt eine akute lebensbedrohliche Gefahr dar, weshalb eine sofortige endoskopische Entfernung dieser Fremdkörper von wesentlicher Bedeutung ist. Schon nach nur 2 Stunden Inkubationszeit konnte eine signifikante Schädigung des Gewebes festgestellt werden, die kontinuierlich fortschritt, um am Ende die Perforation der Speiseröhre zu vervollständigen.

Die Verhinderung der Batterieaufnahme speziell bei Säuglingen und Kindern ist daher von besonderer Bedeutung.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

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