Mittwoch, 26. Juli 2017

Sag mir deine Schlafprobleme und ich sag dir welche Krankheit du hast

Die Art unserer Schlafprobleme lässt Hinweise darauf zu, welche mentalen Probleme wir haben. Ob Angststörungen, Burnout oder Depressionen: Die Schwere unserer Ein- und Schlafprobleme verrät es dem Mediziner.

Bisherige Untersuchungen deuteten darauf hin, dass Schlafstörungen in hohem Maße mit anderen psychischen Problemen assoziiert sind. Allerdings sind Schlafprobleme sogar unterhalb jener diagnostischen Schwelle, die im medizinischen Sinne auf Schlafstörungen hindeuten, in der allgemeinen Bevölkerung sehr häufig anzutreffen. Auch diese beeinflussen das Wohlbefinden und Funktionieren stark. Um den Fokus über diese schweren Fälle hinaus zu erweitern, erforschte eine internationale Wissenschaftlergruppe – unter Federführung Züricher Forscher – jetzt empirische Muster über das gesamte Spektrum der Schlafprobleme hinweg sowie die damit verbundenen klinischen Faktoren und Symptome.

1.274 Einwohnern aus dem Kanton Zürich nahmen dafür an der Studie teil und wurden nach ihren Schlafproblemen befragt und gleichzeitig die diagnostischen Kriterien für ihre psychischen Störungen abgefragt.

Basierend auf einem breiteren Spektrum von Schlafproblemen führten die Forscher eine latente Klassenanalyse durch, um daraus unterscheidbare Klassen solcher Schlafstörungen zu entwickeln. Diese Klassen wurden dann hinsichtlich ihres Verhältnisses zu Faktoren der mentalen Gesundheit und anderen Risikofaktoren miteinander verglichen.

Vier Klassen konnten so gegeneinander abgegrenzt werden:

  • keine Schlafstörungen (72,6%)
  • Schwierigkeiten beim Einleiten und Aufrechterhalten des Schlafes (15,8%)
  • verspäteter Schlaf (5,3%)
  • schwere Schlafprobleme (6,4%)
Schwere Schlafprobleme waren mit dem weiblichen Geschlecht und einer generalisierten Angststörung assoziiert, Depressionen hingegen mit allen Schlafproblemklassen. Personen mit Schwierigkeiten bei der Einleitung und der Aufrechterhaltung des Schlafes und mit schweren Schlafproblemen berichteten über insgesamt höhere Niveaus von psychopathologischen Störungen, über Burnout und Neurotizismen, während alle Schlafproblemtypen an stressbezogene Variablen gebunden waren, aber nicht an Alkoholkonsumstörung.

Schlafprobleme zeigten sich bei den jungen und mittelalterlichen Erwachsenen in dieser repräsentativen Stichprobe als weit verbreitet und stellen somit ein ernstes Problem der psychischen Gesundheit dar.

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Schlafprobleme eine multidimensionale Struktur haben – mit einigen deutlich unterscheidbaren Assoziationen. Während alle Subtypen mit einer schlechteren psychischen Gesundheit und besonders einer Depression assoziiert waren, schienen schwere Schlafprobleme der Schlaf-Subtyp zu sein, der bei Agoraphobie und einer Generalisierten Angststörung auftritt, während der verspätete Schlaf keine spezifischen Assoziationen zeigte.

Die Vielfalt der untersuchten Assoziationen beweist, dass bei der Behandlung solcher Störungen auch eine Vielzahl von unterschiedlichen Schlafinterventionen erforderlich ist.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

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