Donnerstag, 10. August 2017

Komplikationen in der Schwangerschaft aufgrund von Selenmangel

Die Selen-Konzentration in werdenden Müttern sinkt während der Schwangerschaft drastisch ab. Getestet wurden zwar (nur) Frauen in Polen, es betrifft aber wohl alle Europäerinnen, leben sie doch wie die Polinnen in einem Selenmangelgebiet. Zu wenig Selen im Körper kann weitreichende Folgen für Mutter und das Ungeborene haben.

Wissenschaftler wissen seit Langem schon: Bei Selen-Mangel drohen vermehrt Frühgeburten, Fehlgeburten, Präeklampsien, Schwangerschaftsdiabetes und weitere Komplikationen während der Schwangerschaft.

Da der Selen-Status während der Schwangerschaft nachweislich sinkt, haben nun Forscher in Berlin und Warschau vermutet, dass der Rückgang von Selen bei Frauen mit Autoimmun-Schilddrüsenerkrankungen noch stärker sein könnte.

74 schwangere Frauen aus Warschau im Alter von 23 bis 38 Jahren wurden dazu in zwei Gruppen von 45 gesunden Probanden und 29 Frauen mit Autoimmun-Schilddrüsenerkrankungen aufgeteilt.

Bei allen Probandinnen wurden die Thyroglobulin-Antikörper, Schilddrüsenperoxidase-Antikörper, und die schilddrüsenspezifischen Hormone TSH, freies T3, freies T4, Gesamt-T3 und Gesamt-T4 sowie Jod im Urin bestimmt.

Der Selen-Status wurde durch die Serum-Selen- und die Selenoprotein-P-Konzentrationen bestimmt. Das Schilddrüsenvolumen bewerteten die Forscher mittels Ultraschall.

Paranüsse haben den höchsten Selengehalt
Beide Selenwerte waren in beiden Gruppen relativ niedrig. Ein Selen-Defizit nach WHO-Definition (< 45 μg/l) wurde im 1., 2. und 3. Drittel der Schwangerschaft bei 0%, 3,4%, 28,6% der Kontrollgruppe und bei 4,5%, 18,2%, 35,5% bei den Frauen mit einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse gefunden.

Vom 1. bis 3. Trimester sanken gleichzeitig die oben genannten Antikörper um 71% bzw. 60%. Dieser Rückgang stand jedoch nicht mit den Selen-Konzentrationen im Blut in Zusammenhang.

Im Bereich der gewöhnlich niedrigen Selen-Aufnahme (hier rund um Warschau) entwickelte demnach ein hoher Anteil der Frauen ein schweres Selen-Defizit während der Schwangerschaft, unabhängig von einer Erkrankung der Schilddrüse.

Dieser Rückgang, so die Forscher, muss als ein vermeidbarer Risikofaktor für Schwangerschafts-Komplikationen angesehen werden, die sowohl für das ungeborene Kind als auch für die schwangere Mutter relevant sind.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

(Anm: Selen ist nicht nur für Schwangere wichtig. Es ist ein für den menschlichen Körper essentielles Spurenelement. In selenarmen Gegenden, dazu zählt Europa, wird seit längerer Zeit eine höhere Krebssterblichkeit, eine erhöhte Anfälligkeit gegen Virusinfektionen, eine vermehrte Infarktanfälligkeit und vermehrt Gelenk- und Muskelerkrankungen registriert. Selen ist Bestandteil vieler Proteine und Katalysator für verschiedene enzymatische Reaktionen. Selen findet sich vor allem in fettem Seefisch. Die höchste Konzentration des Spurenelements ist in der Paranuss: Etwa zwei Nüsse enthalten den Tagesbedarf eines Menschen.

 

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