Mittwoch, 9. August 2017

Schmerztherapien generell unzureichend

Die Behandlung mit Schmerzmitteln hierzulande erweist sich insgesamt als unzureichend. Wer allerdings geglaubt hat, dass es an zu wenig verschriebenen Opioiden liege, wird von einer aktuellen Studie eines besseren belehrt: Auch Opioide verbessern die Lebensqualität von Patienten mit chronischen Schmerzen, die nicht durch eine Krebserkrankung ausgelöst werden, nicht.

 

Jüngste Studien zeigen, dass immer mehr Patienten über einen längeren Zeitraum Opioide erhalten. Allerdings sind gut konzipierte Langzeit-Studien zur Beurteilung der Wirksamkeit solcher Therapien spärlich.

DR. THOMAS CEGLA
Eine aktuelle Studie von Forschern aus Wuppertal untersuchte jetzt die Ergebnisse einer solchen langfristigen Opioid-Therapie im Vergleich zu einer Behandlung mit herkömmlichen Schmerzmitteln an Patienten mit chronischen Schmerzen, die nicht von Krebs verursacht werden. Gemessen und erfragt wurden dabei die verbleibenden Schmerzen und Funktionsstörungen sowie das psychische Wohlbefinden und die empfundene Lebensqualität der Patienten.

333 Patienten wurden dazu in die Wuppertaler Schmerzklinik aufgenommen und in Patienten mit kontinuierlicher Opioidbehandlung für mindestens 3 Monate (51%) und in Patienten, die Nonopioid-Analgetika (49%) erhielten, aufgeteilt. Weiterhin wurden die Ergebnisse unterschiedlich hoher Dosierungen von Opioid (<120 mg oder > 120 mg Morphinäquivalente) und Unterschiede zwischen Hoch- und Niedrigpotenz-Opioiden untersucht.

Ergebnisse: Die Opioid- und Nonopioid-Gruppe unterschieden sich nicht im Hinblick auf die Schmerzintensität oder die Zufriedenheit der Patienten mit den Schmerzmitteln. Patienten mit kontinuierlicher Opioidbehandlung berichteten sogar über höhere neuropathische Schmerzen, eine längere Dauer der Schmerzstörung, ein niedrigeres Funktionsniveau, ein geringeres Wohlbefinden und eine schlechtere Lebensqualität im Vergleich zu Patienten, die nichtopioide Analgetika erhielten.

Bei höheren Opioid-Dosen, die besonders bei Männern, bei hochwirksamen Opioiden und beim Vorliegen einer Depression angewendet wurden, gab es keine Unterschiede in Bezug auf Schmerzlinderung oder Verbesserung der funktionalen Ebene zu niedrigeren Dosierungen.

Ähnlich berichteten mit hochwirksamen Opioiden behandelten Parienten über eine größere psychische Beeinträchtigung, als dies Patienten mit Niedrigpotenz-Opioiden taten. Dagegen verspürten sie keinen Vorteil im Hinblick auf die Schmerzlinderung.

Insgesamt waren die restlichen Schmerzen, die Funktionsstörungen und die schlechte Lebensqualität in beiden Gruppen vergleichsweise ziemlich hoch, egal ob mit herkömmlichen oder opioiden Schmerzmitteln behandelt.

Der Studie zufolge kann demnach langfristig kein klarer Vorteil von Opioid gegenüber nicht-opioiden Analgetika gefunden werden. In Bezug auf die verbleibende Schmerzintensität, funktionelle Behinderung und Lebensqualität erweist sich generell die Behandlung mit Schmerzmitteln als unzureichend. Darüber hinaus wird bei höheren Dosen von Opioiden das Nutzen-Risiko-Verhältnis schlechter und die Patienten mit hochwirksamen Opioiden berichten über mehr psychische Beeinträchtigungen als Patienten mit schwachen Opioiden, aber über keinen Vorteil im Hinblick auf die Schmerzlinderung.

Die Ergebnisse der Studie werfen die Frage auf, ob die langfristige Wirksamkeit der aktuellen schmerzstillenden Behandlungsmethoden nicht einer generellen Überprüfung bedarf – unabhängig von den verwendeten Analgetika. Die Forscher fordern mehr multidisziplinäre Behandlungsstrategien.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

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