Freitag, 18. August 2017

Tinnitus: Hirnstimulation nicht erfolgreicher als Scheinstimulation

Schlechte Neuigkeiten für Patienten mit lästigen Ohrgeräuschen: Die Stimmulation des Gehirns mit langsamen Magnetwellen, die bei Tinnitus angewendet wird, erwies sich in einer aktuellen großen Studie als fast unwirksam und einer Scheinbehandlung nicht überlegen.

Chronischer Tinnitus ist eine häufige, schwer zu behandelnde Krankheit mit hoher Morbidität, die also viele Menschen einer Bevölkerungsgruppe ereilt.

Dr. Berthold Langguth
 

Eine multizentrische randomisierte, scheinkontrollierte Studie von Forschern aus Regensburg und weiteren Forschungsinstituten in Deutschland untersuchte jetzt die Wirksamkeit und Sicherheit der 1-Hz-repetitiven transkraniellen magnetischen Stimulation (rTMS), die bei Patienten mit chronischem Tinnitus auf den linken temporalen Kortex (Temporallapen) ausgeübt wurde.

Dazu wurden Tinnitus-Patienten in 10 Sitzungen einer wirklichen oder einer Schein-rTMS unterzogen. Mittels eines Tinnitus-Fragebogens von Goebel und Hiller wurde schließlich der Erfolg der Behandlung eingeordnet.

Insgesamt bezogen die Forscher 163 Patienten in die Studie ein, 75 richtig behandelte, 78 scheinbehandelte Personen. Am Tag 12 war der anfängliche Wert von 43,1 TQ-Punkten bei 71 Patienten, die der echten rTMS zugeordnet waren, um -0,5 Punkte verändert;

Der Wert änderte sich um 0,5 Punkte von einer anfänglichen Grundlinie von 42,1 bei jenen 75 Patienten, die nur zum Schein behandelt worden waren. Auch alle zusätzlichen Ergebnisse, einschließlich der Werte für Depression und Lebensqualität, zeigten keine signifikanten Unterschiede. Die Anzahl der Teilnehmer mit Nebenwirkungen unterschied sich nicht zwischen Gruppen.

Schlussfolgerung: Die echte 1-Hz-Stimulation des linken Temporallappens war zwar gut verträglich, aber einer Schein-Stimulation im Hinblick auf eine Verbesserung des Tinnitus nicht überlegen.

Diese Ergebnisse stehen im Gegensatz zu Ergebnissen aus Studien mit kleineren Patientengruppen und setzen die Wirksamkeit dieses rTMS-Protokolls für die Behandlung von chronischem Tinnitus in Frage.

Die Studie unterstreicht demnach die Notwendigkeit großer multizentrischer Studien. Erst dann können verlässliche Empfehlungen für die routinemäßige klinische Anwendung einer neuen Behandlungsmethode gezogen werden.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

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