Freitag, 29. September 2017

Depressionen lassen den Magen erlahmen

Ein erheblicher Anteil der Patienten mit schwerer depressiver Störung hat eine verzögerte maximale Magenentleerung und eine deutlich verlängerte Magen-Halbentleerungszeit. Je schwerer die depressive Störung desto länger verweilt die Nahrung im Magen der Patienten.

Patienten mit schwerer depressiver Störung klagen oft über zusätzliche körperliche Symptome. Dabei wurden bislang überwiegend Herzbeschwerden untersucht. Allerdings wurde auch häufig von Magen-Darm-Beschwerden berichtet, die zu zusätzlichen Belastungen führen können. Die Forschung über diese Veränderungen der Magenmotilität, also der Motorik des Magens dieser Patienten, war allerdings bisher eher spärlich.

PROF. DR. GEORG JUCKEL
Das Ziel einer aktuellen Studie von Forschern aus Bochum, Herne und Jena war es deshalb, die Dysfunktion der Magenmotilität und die Magen-Darm-Symptome bei Patienten mit schwerer depressiver Störung zu bestimmen. Die Dauer und die Schwere der depressiven Störung wurden dabei hinsichtlich ihres Einflusses auf die Magenentleerung untersucht. Die Forscher bestimmten die Magenentleerung durch einen 13C-Acetat-Atemtest an 29 Patienten mit schwerer depressiver Störung und 51 gesunden Kontrollpersonen – und die Schwere der depressiven Erkrankung mit externen Einschätzungen und Selbsteinschätzungen der Patienten (HAMD-21, MADRS, BDI, CGI).

Es gab einen signifikanten Unterschied in den maximalen Magenentleerungszeiten (Tmax) und der Halbzeit der Magenentleerung (T1/2b) zwischen Patienten mit schwerer depressiver Störung und den gesunden Kontrollpersonen (Tmax: 66,21 Minuten statt 53,35 Minuten; T1/2b: 207,59 Minuten statt 133,27 Minuten).

Insgesamt gab es eine signifikante negative Korrelation zwischen Tmax und dem Schweregrad der depressiven Störung.

Keine Korrelation wurde stattdessen gefunden zwischen der Dauer der depressiven Störung und der maximalen Magenentleerungsrate einerseits und der Magen-Halbentleerungszeit andererseits.

Schlussfolgerung: Die gastrointestinale Motilität wird bei Patienten mit schwerer depressiver Störung im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen signifikant beeinträchtigt. Die Verlangsamung der Magenmotilität bei schwerer depressiver Störung ist wahrscheinlich ein Ergebnis einer Dysfunktion des autonomen Nervensystems.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

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