Donnerstag, 28. September 2017

Vegetarier bauen auf Offenheit und politisches Interesse

Setzen Sie auf Offenheit gegenüber allem Neuen? Ist Ihnen Ihr politisches Interesse wichtig? Sind Sie gebildeter als andere? Dann sind Sie wahrscheinlich Vegetarier, behauptet zumindest die Wissenschaft. Bauen Sie aber mehr auf das Konservative und auf Gewissenhaftigkeit, dann bauen Sie wohl auch regelmäßig in Ihrer Ernährung auf "das Stück Lebenskraft". Wie diese Erkenntnis weiterhelfen könnte? Nun, vielleicht gilt ja auch der Umkehrschluss, und sieben Veggie-Days pro Woche machen Sie am Ende (noch) weltoffener, noch gebildeter.

Ein wachsender Anteil der Menschen folgt inzwischen einer vegetarischen Ernährung. Bisher war jedoch wenig darüber bekannt, ob und wie sich möglicherweise individuelle Persönlichkeitsunterschiede auf eine vegetarische Ernährung auswirken.


Dr. Tamara Pfeiler
In zwei aktuellen Studien zielten nun Forscher aus Mainz darauf ab, den Anteil von selbst definierten Vegetariern an der deutschen Durchschnittsbevölkerung in zwei unterschiedlichen Ansätzen mit 4496 beziehungsweise 5125 Probanden zu bestimmen, um anschließend zum einen die Wirkung von sozio-demographischen Variablen auf das diätetische Verhalten zu analysieren und zum anderen die individuellen Unterschiede zwischen Vegetariern und Fleischesser in Bezug auf Persönlichkeitsmerkmale, politische Einstellungen und gesundheitsbezogene Variablen zu untersuchen.

In Studie 1 wurde noch eine strenge Definition von Vegetariern verwendet, in Studie 2 die Definition aber laxer gehandhabt, um auch Personen einbeziehen zu können, die nur überwiegend einer vegetarischen Ernährung folgen.

Der Anteil von selbst definierten Vegetariern unter den Probanden betrug 2,74% in Studie 1 und 5,97% in Studie 2. Die Teilnehmer beider Studien, die weiblich, jünger und gebildeter waren, ernährten sich eher vegetarisch. Vegetarier der Studie 2 hatten zudem höhere Einkommen als Fleischesser.

Die Forscher fanden auch Unterschiede zwischen Vegetariern und Fleischessern in Bezug auf Persönlichkeitsmerkmale, politische Einstellungen und gesundheitsbezogene Variablen. Entsprechende Regressionsanalysen zeigten einen eindeutigen Effekt von folgenden sozio-demographischen Variablen auf das Essverhalten der Studienteilnehmer: Offenheit für Erfahrungen (Studien 1 und 2), Gewissenhaftigkeit (Studie 1), Vertrauen (Studie 2), Konservatismus (Studien 1 und 2) und politisches Interesse (Studium 1).

Einzelpersonen mit höherer Punktzahl in Offenheit und politischem Interesse hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit, Vegetarier zu sein, während Leute mit höherer Punktzahl in Gewissenhaftigkeit und Konservatismus eine geringere Wahrscheinlichkeit hatten, Vegetarier zu sein.

Die Forscher schließen daraus, dass es grundsätzliche individuelle Unterschiede zwischen Vegetariern und Fleischesser bezüglich ihres sozio-demographischen Verhaltens, ihrer Persönlichkeitsmerkmale und ihrer politischen Einstellungen gibt.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

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