Donnerstag, 14. September 2017

Gleichstromstimulation bei Schluckbeschwerden nach Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall kommt es oft zu einer den Patienten schwer verstörenden Unfähigkeit zu schlucken. Die transkranielle Gleichstromstimulation, ein nichtinvasives Hirnstimulationsverfahren hat nun gezeigt gezeigt, dass mit ihr die Schluckfunktion nach einem Schlaganfall schneller wieder hergestellt werden kann.

In einer aktuellen klinischen Studie haben Forscher aus Münster dies an akuten dysphagischen Schlaganfallpatienten bewiesen. Neben der klinischen Wirkung mit neuroplastischen Veränderungen der kortikalen Schluckverarbeitung zielten die Forscher dabei darauf ab, Faktoren zu identifizieren, die den Behandlungserfolg beeinflussen.

In einer einstufigen, doppelblinden, randomisierten Studie erhielten 60 akute dysphagische Schlaganfallpatienten an vier aufeinanderfolgenden Tagen transkranielle Gleichstromstimulationen (20 min, 1 mA) oder nur Schein-Stimulationen der dafür zuständigen Hirnregionen – und zwar auf der vom Schlaganfall nicht betroffenen Hirnhälfte.

Wenn der Zustand des Patienten es erlaubte, wurden Schluckübungen während der Stimulation durchgeführt. Die Schluckfunktion wurde vor und nach der Behandlung mithilfe von vier Testverfahren sorgfältig beurteilt.

59 Patienten haben die Studie abgeschlossen. Die Studiengruppen unterschieden sich nicht, was demographische Daten oder Schlaganfall-Eigenschaften betrifft.

Nach der Stimulation zeigten die Patienten aus der Behandlungsgruppe eine signifikant höhere Verbesserung der Testergebnisse im Vergleich zur Scheingruppe. In einer MEG (Magnetenzephalographie) wurde die klinische Verbesserung von einer signifikanten Zunahme der ereignisbezogenen Desynchronisation (13-30 Hz) beim Schlucken in den schluckrelevanten Bereichen der gesunden Hirnhälfte nach einer realen, aber nicht nach einer Schein-Stimulation begleitet.

Bei der Suche nach Indikatoren des Behandlungserfolgs in der Stimulationsgruppe stellten die Forscher fest, dass eine größere Verbesserung aller beurteilten Schluck-Testverfahren eintrat, wenn die Behandlung früher nach dem Schlaganfall einsetzte. Das Alter, die Art und Schwere des Schlaganfalls und ob Schluckübungen während der Stimulation durchgeführt wurden, hatten dagegen keinen Einfluss auf den Behandlungserfolg.

Fazit: Nach den gewonnenen klinischen und neurophysiologischen Daten unterstützt die Anwendung einer transkraniellen Gleichstromstimulation die kortikale Schluck-Netzwerk-Reorganisation, was zu einer schnelleren Rehabilitation einer akuten Dysphagie nach einem Schlaganfall führt. Der positive Effekt ist offensichtlich unabhängig von Patientenalter und Schlaganfallcharakteristiken, was darauf schließen lässt, dass eine transkranielle Gleichstromstimulation eine geeignete Behandlungsoption für eine breite Patientenpopulation darstellt.

Eine frühzeitige Einleitung der Behandlung innerhalb der vermuteten Zeitfenster der maximalen Neuroplastizität nach einem Schlaganfall scheint dabei von Vorteil zu sein.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

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