Mittwoch, 29. November 2017

Hafer rundweg gesund – auch bei Zöliakie

Langfristige Lebensmittelstudien haben es bestätigt: Für Patienten mit Zöliakie ist Hafer ein sicheres Produkt. Deshalb dürfen Haferprodukte in der EU und den USA als glutenfrei verkauft werden. Dabei ist allerdings eine Produktionskette ist erforderlich, die eine Kontamination mit glutenhaltigen Getreidesorten ausschließt.


Während des 20. Jahrhunderts ging der wirtschaftliche Stellenwert von Hafer (Avena sativa L.) zugunsten ertragreicherer Kulturen wie Winterweizen und Mais stark zurück. Gegenwärtig macht Hafer nur etwa 1,3% der gesamten Weltgetreideproduktion aus, und sein Produktionssystem ist inzwischen fragmentiert. Nichtsdestotrotz wächst das gegenwärtige Interesse aufgrund der jüngsten Erkenntnisse über die potenziellen Vorteile von Hafer in den Bereichen Lebensmittel, Futtermittel und Landwirtschaft. Diese Perspektive wird als weiterer Impuls dienen – mit besonderem Augenmerk auf die kürzlich neu eingeschätzten Vorteile von Hafer für die menschliche Ernährung und Gesundheit.

Beta-Glucane im Hafer für einen gesunden Darm

Für Hafer gelten fünf gesundheitsrelevante Aussagen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Vier davon beziehen sich auf die haferspezifischen löslichen Fasern, die Beta-Glucane. Diese sorgen für die Senkung des Cholesterinspiegels im Blut, für eine bessere Blutzuckerbalance und für ein erhöhtes Stuhlvolumen.


Der fünfte Pluspunkt betrifft den hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, insbesondere im Endosperm, einem Teil des Haferkorns, der die Risiken von Herz- und Gefäßerkrankungen verringert. Darüber hinaus hat die Stärke des Hafers, der Kohlenhydratanteil, einen niedrigen glykämischen Index, was für die Gewichtskontrolle günstig ist. Haferspezifische Polyphenole und Avenanthramide schließlich wirken antioxidativ und entzündungshemmend. Dies alles beweist, dass Hafer erheblich zu der derzeit empfohlenen Vollkorndiät beitragen kann.

Hafer enthält zwar wie andere Getreidesorten auch Prolamin-Speicherproteine, die als "Avenine" bezeichnet werden, jedoch enthält Hafer diese glutenhaltigen Proteine in viel geringerer Menge als Weizen, Gerste und Roggen.

Das Prolamin bzw. Avenin von Hafer unterscheidet sich in der Zusammensetzung von dem der übrigen Getreidearten. Der Glutamingehalt entspricht dem von Weizen, Roggen und Gerste, der Prolingehalt dagegen ähnelt dem von Mais, Reis und Hirse, die von Zöliakiekranken vertragen werden. In Hafer sind zudem nur 1,6 g Prolamin pro 100 g enthalten, bei Weizen sind es etwa 6 g. (ugb)

Hafer darf als glutenfreies Produkt vermarktet werden

Hafer-Avenine enthalten zudem keine der bekannten Zöliakie-Epitope des Glutens von Weizen, Gerste und Roggen. Langfristige Lebensmittelstudien bestätigen die Sicherheit von Hafer für Zöliakiepatienten und die positiven gesundheitlichen Auswirkungen von Haferprodukten in einer glutenfreien Ernährung. Diese Wirkungen sind allgemein und unabhängig von der Hafersorte.

In der EU (seit 2009), den USA (seit 2013) und Kanada (seit 2015) dürfen Haferprodukte als glutenfrei verkauft werden, sofern die Glutenbelastung unter 20 ppm liegt. Hafer ist jedoch in der Regel dann nicht glutenfrei, wenn er in einer konventionellen Produktionskette hergestellt wird, da diese regelmäßig mit Weizen, Gerste oder Roggen kontaminiert sein kann. Um eine separate glutenfreie Haferproduktionskette zu etablieren, müssen daher alle Schritte in der Kette kontrolliert werden.

Kampf um höhere Anteile am Getreide-Weltmarkt

Genomische Werkzeuge, einschließlich eines Single-Nucleotid-Polymorphismus-(SNP)-Marker-Arrays und einer dichten genetischen Karte, wurden kürzlich entwickelt und unterstützen so markergestützte Züchtung.

Im Jahr 2015 wurde die Oat Global-Initiative ins Leben gerufen, die eine weltweite Zusammenarbeit ermöglicht, die mit einer gemeinsamen Nutzung von Daten über genotypische, metabolische und phänotypische Merkmale begonnen hat. Darüber hinaus erleichterte das EU-Projekt TRAFOON (Traditional Food Networks) den Wissenstransfer in kleine und mittlere Unternehmen (KMU), um Innovationen bei der Haferherstellung, -verarbeitung und -vermarktung zu fördern, speziell im Hinblick auf glutenfreie Produkte. Schließlich werden interaktive Innovationsstrategien zwischen Kunden (Konsumenten) und Unternehmen durch Co-Creation diskutiert, um der Marktfragmentierung des globalen Hafermarktes und der Produktionsketten entgegenzuwirken.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...