Dienstag, 24. April 2018

Auch Trans-Menschen wünschen sich eigene Kinder

Deutlich weniger als 10 Prozent der Trans-Menschen bestehen bei ihrer Geschlechtsumwandlung auf die Erhaltung ihrer Keimzellen. Trotzdem wünschen sich zwei Drittel der Transfrauen und etwa die Hälfte der Transmänner eigene Kinder.

 

Hintergrund

Viele Trans-Personen werden medizinischen Eingriffen unterzogen, die zu einem irreversiblen Fruchtbarkeitsverlust führen. Es ist wenig bekannt über ihren Wunsch, Kinder zu haben, und ihre Einstellungen zu Möglichkeiten der Fertilitätserhaltung.

Methoden

In einer aktuellen Querschnitts-Multicenter-Studie wurden 99 Transfrauen und 90 Transmänner befragt. Von diesen waren je 26 kurz vor der medizinischen Behandlung.

Ergebnisse

Vor der Behandlung war das Verlangen nach Kindern bei Transmännern im Vergleich zu Transfrauen signifikant höher. Im Gegensatz dazu war bei Probanden, die ihre Behandlung schon begonnen hatten, der aktuelle Wunsch, Kinder zu bekommen, bei etwa einem Viertel der Teilnehmer beider Geschlechter gleich stark ausgeprägt. Das Interesse, in der Zukunft eigene Kinder zu haben war bei Transfrauen signifikant höher (69,9%) als bei Transmännern (46,9%).

Obwohl 76,1% der Transfrauen und 76,6% der Transmänner angaben, dass sie mindestens über den Erhalt ihrer Keimzellen nachgedacht hatten, bevor sie mit dem medizinischen Übergang begannen, hatten nur 9,6% der Transfrauen und 3,1% der Transmänner diese Idee in die Tat umgesetzt.

Die meisten Transmänner gaben an, dass die Befruchtung einer Partnerin mit Spermien eines nicht verwandten Spenders eine geeignete Option sei, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen, was möglicherweise ihr geringes Interesse an der Erhaltung ihrer eigenen Keimzellen erklärt. Nach Herausrechnen vermeintlicher Störfaktoren ergab sich, dass Transfrauen insgesamt mehr als doppelt so häufig einen Kinderwunsch haben, doch dieser Wunsch reduzierte sich durchschnittlich um 5,3% mit jedem Jahr zunehmenden Alters.

Fazit

Einem niedrigen Grad an Fertilitätserhalt bei Trans-Personen steht ein hoher Kinderwunsch gegenüber. Dies unterstreicht die Bedeutung der Beratung von Trans-Personen in Bezug auf die Optionen der Erhaltung ihrer Fruchtbarkeit.

Dr. med. Matthias Auer

Schlussfolgerungen

Nach Wissen der Forscher aus München, Hamburg und Erlangen ist dies die erste Studie, die den Wunsch nach Kindern in einer klinischen Stichprobe von Transfrauen anspricht. Es ist auch die erste, die dieses Problem bei Transmännern untersuchte, die noch keine medizinische Behandlung begonnen hatten, und der erste Vergleich beider Geschlechter. Eine Einschränkung für die Verallgemeinerung ihrer Ergebnisse sehen die Forscher in der besonderen rechtlichen Situation in Deutschland, die die Eizellspende für die reziproke In-vitro-Fertilisation verbietet. Der Reproduktionswunsch ist bei Trans-Individuen hoch, aber die Verwendung von Fortpflanzungsoptionen ist überraschend gering.

Hier und hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...