Mittwoch, 30. Mai 2018

Typ-2-Diabetes führt öfter zum vorzeitigen Tod als bisher angenommen

Mit einer bis zu vierfach erhöhten Sterblichkeit bei Menschen mit Typ-2-Diabetes liegt Deutschland im Kampf gegen diese Zivilisationskrankheit deutlich hinter Ländern mit vergleichbaren Gesundheitssystemen. Die Zahlen, die auf einer breiteren Datenbasis fußen als bisherige Studien, sind damit deutlich höher als frühere Schätzungen.

Die Hazard Ratio (HR) erweist sich dabei als ein sinnvolles Konzept zum Vergleich der Mortalität von Menschen mit Typ-2-Diabetes (T2D) und ohne T2D. Dennoch gab es bislang nur eine deutsche Studie, in der die altersspezifischen HRs geschätzt wurden. Ziel einer aktuellen Studie von Forschern aus Düsseldorf und Neuherberg, Sitz des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung, war es daher, mit einer neuartigen Methode – basierend auf aggregierten Bevölkerungsdaten – die altersspezifischen HRs für ganz Deutschland bereitzustellen.

Methoden und Ergebnisse

Die Forscher verwendeten ein Krankheit-Tod-Modell und veröffentlichten Daten zur T2D-Prävalenz und Inzidenz sowie zur Mortalität in der deutschen Allgemeinbevölkerung, um die altersspezifischen HRs im Jahr 2012 für die Bevölkerung im Alter von 65 bis 90 Jahren abzuschätzen.

Für Männer lag

  • der Gesamt-HR-Wert bei 2,3
  • im Alter zwischen 65 und 69 Jahren bei 2,8
  • im Alter zwischen 85 und 90 Jahren bei 1,6
Bei den Frauen lag die

  • Gesamt-HR bei 3,0
  • im Alter zwischen 65 und 69 Jahren bei 4,2
  • im Alter zwischen 85 und 90 Jahren bei 1,7

Fazit

In Deutschland erlebten Männer und Frauen im Jahr 2012 mit Diabetes-2 im Alter von 65 bis 90 Jahren eine drei- bis vierfach höhere Mortalität im Vergleich zu Menschen ohne Diabetes-2, was darauf hindeuten könnte, dass die Übersterblichkeit höher sein könnte als in Ländern mit vergleichbaren Gesundheitssystemen. Weibliches Geschlecht und jüngeres Alter waren mit einer höheren Übersterblichkeit verbunden.

Derzeit wurde in Deutschland der Anteil der Erwachsenen mit bekanntem Typ 2 Diabetes auf 7 bis 8 Prozent geschätzt. Anhand der neuen epidemiologischen Daten eines nationalen Forscherverbunds, an dem das Deutsche Diabetes-Zentrum beteiligt ist, und der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes muss im Jahr 2030 in der Altersklasse der 55 bis 74-Jährigen von 3,9 Millionen Personen mit Typ 2 Diabetes ausgegangen werden.

Gegenüber heute bedeutet das einen Anstieg um mehr als 1,5 Millionen Personen. Das ist weit mehr als in bisherigen Prognosen angenommen. Den deutlichsten Zuwachs mit fast einer Millionen Personen erhält man bei den Männern. Bei den Frauen ergibt sich ein Anstieg um etwas mehr als 0,5 Millionen Personen.

Würde allein nur jede zweite Person mit Prä-Diabetes dauerhaft an Maßnahmen zur Prävention teilnehmen, ließen sich bis zum Jahr 2030 mehr als 370.000 Diabetes-Fälle vermeiden.

Von den prognostizierten Zuwächsen könnten 210.000 Diabetes-Fälle bei Männern und 160.000 Fälle bei Frauen vermieden werden. Würden sogar drei von vier der Personen mit Diabetes-Vorstufen mitmachen, stiegen diese Zahlen auf 300.000 Männer und 225.000 Frauen.

Der vom DDZ vorhergesagte Trend bei den Diabetesfällen wird auch durch die neuesten Daten der DEGS-Studie des Robert-Koch-Instituts (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland) bestätigt. Angesichts dieser Entwicklung ergibt sich die dringliche Aufgabe, effektive Programme zur Prävention zu organisieren. Die aktuelle DDZ-Studie zeigt, dass die Teilnahmebereitschaft für Präventionsprogramme in der Bevölkerung ein zentraler Faktor für den Erfolg solcher Maßnahmen darstellt, was bei Planung berücksichtigt werden sollte.(Quelle)

Hier und hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

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