Mittwoch, 29. Mai 2019

Der Einjährige Beifuß zwingt Krebszellen bei Fuß



Jena und Freiburg warten jetzt mit einer vielversprechenden Information auf: Inhaltsstoffe der Artemisia annua, des ursprünglich aus Asien stammenden Einjährigen Beifußes, hemmt das Wachstum verschiedener Krebszelltypen und schont dabei die körpereigenen gesunden Zellen. Dabei ist die Wirkung offensichtlich nicht nur auf den länger schon beschriebenen Wirkstoff Artemisinin zurückzuführen, sondern auf weitere Inhaltsstoffe der Pflanze.
Artemisia annua L. hat aufgrund seiner krebsbekämpfenden Wirkung in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen. Neben Artemisinin ist jedoch weniger über die möglichen bioaktiven Inhaltsstoffe von Artemisia annua und den Kräuterpräparaten aus dieser Pflanze bekannt. Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass Artemisia-annua-Präparate zusätzlich zu Artemisinin möglicherweise weitere Inhaltsstoffe mit potenzieller Antikrebsaktivität enthalten.

Methoden

MDA-MB-231-dreifach-negative humane Brustkrebszellen (TNBC) wurden zusammen mit anderen behandlungsresistenten metastatischen Krebszelllinien verwendet, um in vitro und in vivo die Antikrebswirksamkeit eines Artemisia-annua- Extrakts zu untersuchen, der als Kräuterpräparat vermarktet wird und kein nachweisbares Artemisinin (Nachweisgrenze = 0,2 ng / mg) enthält. 
Der Extrakt wurde durch HPLC-DAD charakterisiert, ein Verfahren, das Bestandteile einer Lösung zeitlich voneinander trennt und im Durchfluss per Photodiode nachweist, und die am häufigsten vorkommenden Verbindungen wurden durch 1 H- und 13 C-NMR-Spektroskopie identifiziert und durch UHPLC MS/MS,  eine Hochleistungflüssigkeitschromatographie plus Massenspektrometer quantifiziert. Die Lebensfähigkeit der Zellen und verschiedene apoptotische (selbstzerstörende) Parameter wurden durch Durchflusszytometrie quantifiziert. Die In-vitro-Daten konnten die Forscher anschließend in zwei Fällen in vivo an sogenannten Krebsmodelle bestätigen: der Küken-Chorioallantoismembrantest (CAM) und bei orthotopen Brustkrebs-Fremdtransplantaten bei Nacktmäusen.

Ergebnisse

Der Artemisia annua- Extrakt, dessen Aktivität durch Acetonitrilmazeration gesteigert werden konnte, hemmte die Lebensfähigkeit von Brust- (MDA-MB-231 und MCF-7), Bauchspeicheldrüsen- (MIA PaCa-2), Prostata- (PC-3), nicht kleinzellige Lungen-Krebszellen (A459), wohingegen normale Brustepithelzellen, Lymphozyten und PBMC relativ resistent gegen diese Extraktbehandlung waren. 

Fazit

Ein Extrakt eines Artemisinin-defizienten Artemisia annua- Kräuterpräparats zeigt eine starke Antikrebsaktivität gegen dreifach negativen menschlichen Brustkrebs. Es wurden neue Wirkstoffe von Artemisia annua- Extrakt mit potenzieller Antikrebsaktivität identifiziert.
Den verwendeten Extrakt, Momundo Artemisia-annua-Extract (PZN ), erstanden die Forscher von der MoMundo GmbH (Bad Emstal, Germany). 

Einführung

Die Heilpflanze Artemisia annua L. wird traditionell zur Behandlung von Malaria in ganz Asien und Afrika in Form von Tee oder Presssaft eingesetzt. Das Sesquiterpenlacton Artemisinin wurde als Wirkstoff von Artemisia-annua-Extrakten identifiziert. 
In den letzten Jahren haben Artemisia-annua-Präparate aufgrund ihrer Antikrebseigenschaften zunehmend an Bedeutung gewonnen. Aufgrund der schlechten Bioverfügbarkeit von Artemisinin wurden hauptsächlich semisynthetische Derivate von Artemisinin auf ihre Wirksamkeit gegen Krebs und die zugrunde liegenden molekularen Wirkmechanismen untersucht. Einige befinden sich derzeit in klinischen Studien. 
Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Artemisinin möglicherweise nicht der aktivste Wirkstoff gegen Krebs in dieser Heilpflanze ist. Die Pflanze enthält nämlich eine Vielzahl anderer biologisch aktiver Substanzen, was darauf hindeutet, dass Artemisia annua eine Quelle für neue pflanzliche Krebstherapeutika sein könnte. Im Allgemeinen ist weniger über Artemisia-annua-Extrakte bekannt, obwohl es einige positive Fallberichte über die Anwendung von Artemisia-annua-Extrakten gibt, die als pflanzliche Zubereitungen bei Menschen und Haustieren mit bösartigen Krankheiten vermarktet werden.
Naturstoffe wurden und werden als eine sehr wichtige Quelle für die Identifizierung neuer molekularer Strukturen mit potenziellem pharmakotherapeutischen Wert angesehen. Daher haben die Forscher jetzt einen Artemisia-annua-Extrakt, der als Kräuterpräparat vermarktet wird, chemisch charakterisiert und fraktioniert. Darüber hinaus haben sie die am häufigsten vorkommenden Inhaltsstoffe des Extrakts identifiziert und nachweislich nachgewiesen, dass das Präparat kein Artemisinin enthält. 

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