Donnerstag, 11. Mai 2017

Biologischer Anbau bedeutet nicht unbedingt umweltschonender Anbau

Was bislang nur eine Ahnung war, darf jetzt als Tatsache gelten: Um unsere Bevölkerung ausschließlich mit Lebensmitteln aus biologischem Anbau zu ernähren, würde die (jetzige) Ackerfläche nicht ausreichen. 40 Prozent mehr Landbedarf (ver)braucht diese Anbauweise und erzeugt dabei genausoviel CO2 wie konventioneller Anbau.

Bio-produzierte Lebensmittel werden oft als umweltfreundlicher angesehen als herkömmlich hergestellte, und Deutschland ist deshalb (?) einer der bedeutendsten und schnell wachsenden Märkte für Bio-Lebensmittel in Europa.

Allerdings ist der ökologische Fußabdruck und die Landnutzung von Nahrungsmitteln aus biologischem Anbau im Verhältnis zu herkömmlichen Nahrungsmitteln bislang noch nicht quantifiziert worden.

Unter Verwendung von Lebensmittelverbrauchsdaten sowie der CO2-Bilanz- und Landnutzungsdaten von konventionellen und ökologischen Lebensmitteln, haben jetzt in einer aktuellen Studie Forscher aus Berlin und Karlsruhe zusammen mit schwedischen Kollegen den ökologischen Fußabdruck und die Landnutzung von konventionellen und biologischen Ernährungsweisen in Deutschland für drei Verbraucherkategorien berechnet: Männer, Frauen und ihre kombinierten ungewichteten Durchschnittswerte.

Konventionelle Ernährung ist dabei definiert als die durchschnittliche Ernährung von Verbrauchern, die keine Bio-Lebensmittelprodukte kaufen. Bio-Diäten sind die durchschnittlichen Ernährungsweise von Verbrauchern, deren Nahrungsmittelkäufe einen großen Anteil an biologisch angebauten Nahrungsmittelprodukten enthalten.

Der ökologische Fußabdruck der durchschnittlichen konventionellen und Bio-Diäten ist zwar im wesentlichen gleich, nämlich etwa 1250 CO2-Äquivalente pro Kopf und Jahr. Aber die Ackerfläche, die biologisch angebaute Nahrungsmittel benötigen, ist etwa 40% größer: Konventionelle Produkte brauchen 1900 und biologisch angebaute Nahrungsmittel 2750 m2 Land pro Kopf und Jahr.

Die durchschnittliche konventionelle Ernährungsweise enthält 45% mehr Fleisch als die durchschnittliche Bio-Diät, die auf der anderen Seite 40% mehr Gemüse, Früchte und Hülsenfrüchte enthält.

Tierische Lebensmittelprodukte dominieren den ökologischen Fußabdruck und die Landnutzung (etwa 70 bis 75%) – und zwar in beiden Ernährungsweisen.

Fazit: Ernährungsabhängige ökologische Fußabdrücke und die notwendige Landnutzung könnten durch Verlagerung auf Ernährungsweisen mit weniger tierischen Nahrungsmittelprodukten deutlich verkleinert werden.

Weiterführende Schlussfolgerungen über die Gesamtökobilanz der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft werden von dieser Studie aber nicht unterstützt, da die Forscher nur den ökologischen Fußabdruck und die Landnutzung beurteilt haben, nicht aber andere wichtige Fragen wie Biodiversität, Ökotoxizität und Tierschutz.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

Wer seinen persönlichen ökologischen Fußabdruck messen will, gehe auf diese Seite:

 

Foto: Heinz Metters / pixelio.de

 

 

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