Donnerstag, 6. April 2017

Polyhalogenierte Verunreinigungen in Geschirrtüchern

Flammschutzmittel, Pestizide, Polituren, Weichmacher in Kunststoffen. Alles wichtige Mittel, zugegeben. Die Zuversicht aber, dass diese Verbindungen, oft vollgestopft mit Chlor- und Brom-Atomen, dort bleiben, wo sie ihre "segensreiche" Wirkung verrichten, trügt. Unsere Geschirrtücher beweisen es: Sie beherbergen nach getaner Arbeit jede Menge dieser polyhalogenierten Verbindungen.

Geschirrtücher. Vor, während und nach dem täglichen Kochen und Backen kommen sie zum Einsatz. Und während sie die verschiedenen Oberflächen reinigen, verunreinigen sie dabei selbst – der häufigen Anwendung geschuldet.


Eine aktuelle Studie aus Hohenheim analysierte nun diese Verunreinigungen in den Tüchern auf polyhalogenierte Verbindungen nach 14 Tagen Gebrauch in der Haushaltsküche.

Die Analyse von 19 Geschirrtüchern zeigte dabei die Anwesenheit von 29 dieser Verunreinigungen mit insgesamt mittleren beziehungsweise medianen Konzentrationen von 6.900 beziehungsweise 3.600 ng pro Tuch. (Der Median (hier 3.600 ng) ist der Wert, den 50% (hier der 19 Tücher) überschreiten und die anderen 50% unterschreiten).

Das Spektrum der gefundenen Chemikalien zeigte sowohl klassische als auch neuartige halogenierte Flammschutzmittel (HFR) wie

  • polybromierte Diphenylether (PBDE)
  • Hexa-Brom-Cyclododecan (HBCD)
  • Deca-Brom-Diphenylethan (DBDPE)
  • Penta-Brom-Ethylbenzol (PBEB)
  • Chlordan Plus
  • Dechloran Plus
sowie typische Chlor-Pestizide und weitere Verunreinigungen, wie Hexachlorbenzol (HCB), p,p'-Di-Chlor-Diphenyl-Di-Chlorethen (p,p'-DDE), polychlorierte Biphenyle (PCB) und Lindan.


Die einzelnen Geschirrtücher zeigten dabei sehr variable Zusammensetzungen dieser polyhalogenierten Verbindungen.

Wenn vorhanden, waren mittelkettige chlorierte Paraffine (MCCP) bei weitem die verbreitetste Chemikalienklasse mit bis zu 55.400 ng pro Tuch. Ohne die Berücksichtigung dieser chlorierten Paraffine war die mittlere Konzentration anderer polychlorierter Verbindungen (270 ng pro Tuch) im Allgemeinen um eine Größenordnung niedriger als die mittlere Konzentration an bromierten Flammschutzmitteln (BFRs) (1.700 ng pro Tuch).

Die Studie bestätigte, dass eine breite Palette von polyhalogenierten Verbindungen direkt aus der Küchenumgebung stammten. Darüber hinaus werden Geschirrtücher gewöhnlich ohne Handschuhe oder Handschutz benutzt. Über die Hände könnten so weitere polyhalogenierte Verbindungen in die Geschirrtücher gelangen. Der Mensch als weitere Kontaminationsquelle, also. Untersuchungen der Haut konnten dies bestätigen.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

Foto: RainerSturm / pixelio.de

zum Weiterlesen:

 

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