Dienstag, 11. Oktober 2016

Licht in die Düsternis von Panikstörungen?

Fluchtreaktionen müssen schnell erfolgen, kommt es doch in Situationen, wo es (wenn auch manchmal nur vermeintlich) um Leib und Leben geht, auf jede Zehntelsekunde an.

Das regeln deshalb Neurotransmitter in unserem Hirn, die schnelle Eingreiftruppe, die Nervenimpulse in Höchstgeschwindigkeit über die Oberfläche der Nerven kreuz und quer durchs Gehirn jagt und von dort dann über das Rückenmark zu den Muskeln, die uns (und alle anderen Lebenwesen) aus der Gefahrenzone herauskatapultieren, noch vor dem ersten "vernünftigen" Gedanken.

Dass aber das Hormonsystem, das bislang mit seinen "Stresshormonen" eher als Nachhut in solchen Stresssituationen gewertet wurde, auch in der Lage ist, sehr schnell das Verhalten von Lebenwesen an solchen Gefahrensituation auszurichten, konnte jetzt an der Uni Mainz gezeigt werden.

Licht ins Dunkle, im wahrsten Sinne des Wortes, denn in unseren Gehirnen ist es normalerweise rabenduster, weshalb "Erleuchtung" oder "ein Licht aufgehen" deshalb völlig irreführende Metaphern für seine Erkenntnis bringende Tätigkeit sind, brachte dabei die koreanische Professorin Dr. Soojin Ryn.

Foto: P-v-K / pixelio.de

Sie brachte Nervenzellen "das Sehen" bei, indem sie ihnen einen zusätzlichen Genschnipsel für die Herstellung eines lichtempfindliches Protein spendierte.

Trifft ein Lichtstrahl jetzt die Nervenzelle mit diesem zusätzlichen Protein, löst es in der Nervenzelle einen Reiz aus, der sich von einem Ende der Nervenbahn zum anderen bewegt.

Bleiben zwei Fragen zu beantworten:

Wie kriegt man nun diesen Lichtstrahl ins Gehirn und

wie will man mit diesen Lichtproteinen das hormonelle System beeinflussen?

Zum einen nahmen die Mainzer Forscher als Versuchstier den Zebrafisch, der in den entscheidenden Körperregionen fast durchsichtig ist (bzw. seine Larven).

Zum andern genmanipulierten sie ganz besondere Nervenzellen, nämlich jene des Hypothalamus, der mit seiner Hirnanhangdrüse, der Hypophyse, die Schnittstelle ist zwischen dem Nervensystem und dem Hormonsystem. Genau dort lösen Nervenimpulse nämlich die Sekretion einer Kaskade von Hormonen aus, sogenannten "Release"-Hormonen, die wiederum über die Blutbahn auf ein Anhängsel der Nieren einwirken, um dort schließlich " die eigentlichen" Stresshormone freizusetzen.

Diese übernehmen dann wichtige stressregulierende Funktionen.

Wie unmittelbar und schnell das abläuft, gab jetzt der Zebrafisch immer dann preis, wenn sein Gehirn von einem Lichtstrahl einer bestimmten Wellenlänge getroffen wurde. Und zwar durch die Veränderung seines Verhaltens als Reaktion auf die (vermeintliche) Stresssituation.

Die in ihrer Forschung versteckten Hoffnung der Wissenschaftler: Die neue Erkenntnis könnte ein (zumindest helleres) Licht am Ende des Tunnels sein, in dem Patienten mit Panikattacken und anderen Angststörungen oft jahrelang feststecken.

 

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