Montag, 7. November 2016

Fernbus-Unternehmen: Fernweh tut weh

Schon zwei Jahre vor der Deregulierung des Fernbusgeschäftes Anfang 2013 in Deutschland - zu Ungunsten der Deutschen Bahn AG - wagten Forscher an den Universitäten in Speyer und Frankfurt eine Vorabprüfung des wirtschaftlichen Potentials dieser Gesetzesmaßnahme.

Speziell Reisende mit einem eher geringen Einkommen sollten danach von Fernbusverbindungen profitieren. Nicht nur von den geringeren Preisen im Verhältnis zu Bahntickets, sondern auch von einem vermehrten überlappendem Angebot verschiedener konkurrierender Betreiber.

Speziell in Deutschland mit der im Verhältnis zu UK, USA oder Schweden viel größeren Anzahl von Hauptverbindungsstrecken - geschuldet der dezentralen (Bundesländer-)Struktur des Staates und seiner höheren Einwohnerdichte, profitiere der deutsche Fernbusnutzer ganz besonders.

Foto: Fionn Große / pixelio.de
Die Forscher orakelten sogar, dass die Bundesbahn, aufgrund der zunehmenden Konkurrenz auf der Straße, ihre Fahrkartenpreise für Bahnfahrten auch reduzieren würde. Wobei auch der Wettbewerb unter den Fernbus-Unternehmen den Preis zusätzlich purtzeln lassen würde.

In einem neuen Paper, das jetzt in "Research in Transportation Economics" erschienen ist, fügen die Forscher ihren Prognosen die Zahlen und Fakten der ersten beiden Jahre nach der Deregulierung bei.

Was aktuell auf diesem Markt geschehen ist, liest sich an anderer Stelle so:

Dein Bus, mein Bus - unser Bus, so könnte die altbekannte Werbung für ein Achselspray umgeschrieben werden.

DeinBus.de, MeinFernbus, Flixbus, Berlin Linien Bus (BLB), das schon vor der Marktliberalisierung mit einer Ausnahmeregelung in begrenztem Maße Fernbusverkehr anbot, sowie city2city, eine Tochter des britischen Bahnbetreibers National Express, tummelten sich schnell auf dem neuen Markt für Fernbusreisende. Auch die Post warf gemeinsam mit dem ADAC ihren Hut in den Ring.

Zeitweise drängten sich mehr als 40 Anbieter auf den neuen Busbahnhöfen im Lande.

Dass ruinöser Preiswettbewerb die unweigerliche Folge sein musste, war schnell klar. 2013 zahlte man für die Fahrt von Berlin nach Köln noch um die 22 Euro, ein Jahr später gab es für diese Strecke schon Tickets ab 15 Euro. Wer die Preise verglich, kam für unter 7 Euro von Berlin nach Hamburg oder für 3,50 Euro von Stuttgart nach München.

Dieses Preisdumping konnte nicht folgenlos bleiben. Schon bald verschwand city2city wieder, Deinbus.de stand vor der Insolvenz, der ADAC stieg aus dem gemeinsamen Projekt mit der Post aus. Schließlich fusionierte Flixbus 2015 mit MeinFernbus und übernahm weitere Konkurrenten.

Das letzte Hussarenstück des "verflixten Buslers" war die kürzliche Übernahme von Postbus. Möglicherweise ist der Verdrängungswettbewerb damit an sein Ende gekommen.

Aber schon stellt der Bahnboss seine zunehmende Lustlosigkeit in Sachen IC Bus, der Eigenmarke seines Unternehmens, zur Schau. Ob allerdings das Kartellamt diese letzte Fusion mit Flixbus, der jetzt schon 80 Prozent des Marktes gehören, erlauben würde ... ?

Man darf gespannt sein.

Hier geht es zur Originalveröffentlichung.

 

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