Kreuzfahrtschiffe blasen nicht nur die schädlichen Abgase ihrer Schweröle in die Luft, aus "vollen Rohren" wird gleichzeitig ins Meer entlassen, was vorher jeden Passagier verlassen hat. Und diese Fäkalien - aber nicht nur diese - enthalten oft bedenkliche Chemikalien: Arzneimittelreste, UV-Filter-Substanzen - und jetzt immer häufiger auch Mikrokunststoffe. Eine aktuelle Bestandsaufnahme soll künftige Gegenmaßnahmen erleichtern.
Heute widmet man dem Schutz der Meeresumwelt erhöhte akademische und öffentliche Aufmerksamkeit. Die Verunreinigung durch organische Verbindungen ist für die marinen Ökosysteme von gleichermaßen großer Bedeutung. Hochseeschiffe gelten als wichtige Quellen für solche Mikroverunreinigungen, vor allem, wenn das Schiff viele Passagiere trägt, wie etwa Kreuzfahrtschiffe, die häufig attraktive und empfindliche Seegebiete bereisen.
Die Emissionswege für organische Verunreinigungen umfassen Abwassereinleitungen und Klärschlammbeseitigung. Die Ergebnisse des deutschen Forschungs- und Entwicklungsprojekts NAUTEK trugen dazu bei, die Wissenslücke über die Schadstoffemissionen von Kreuzfahrtschiffen zu füllen.
Wie erwartet, wurden Mikroschadstoffe sowohl im Schwarzwasser (aus Toiletten) als auch im Grauwasser (fäkalienfreies Abwasser) an Bord entdeckt, die entweder von den Passagieren oder von bestimmten Schiffsbetrieben emittiert wurden.
Insgesamt wurden 16 von 21 Zielsubstanzen nachgewiesen.
Spitzenkonzentrationen von Arzneimitteln fanden sich vor allem im Schwarzwasser (Spitzenkonzentration Carbamazepin 3,9 μg/l, Ibuprofen 29 μg/l, Diclofenac 0,04 μg/l), während Grauwasser hauptsächlich durch Substanzen wie Salbenrückstände, UV-Filter-Substanzen und Flammschutzmittel gekennzeichnet war (Spitzenkonzentrat Diclofenac 0,65 μg/l, Bisphenol A 8 μg/l, Tris (1-chlor-2-propyl) phosphat 136 μg/l).
Weitere Analysen deuten auf eine allmähliche Entfernung der Mikroverunreinigungen durch die Onboard-MBR-Anlage (Kläranlage als Membranbelebungs-Reaktor) hin - mit Ablaufkonzentrationen von Carbamazepin 0,47 μg/l, Ibuprofen 6,8 μg/l und Diclofenac mit 0,3 μg/l.
Die Ergebnisse dieser Forschung könnten so einen entscheidenden Schritt für die Gestaltung technischer Lösungen für die Entfernung von Mikroschadstoffen und die Wiedergewinnung von Wasserressourcen liefern.
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Foto: Katharina Wieland Müller / pixelio.de
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