Mittwoch, 4. Januar 2017

Avatare im "unheimlichen Tal": nur wenige Menschenähnliche akzeptieren wir als Unseresgleichen

Je ähnlicher uns Roboter oder Avatare sind, desto größeres Unbehagen lösen sie in uns aus. Offensichtlich fürchten wir dabei um die selbsternannte Überlegenheit und Einzigartigkeit unseres Menschseins, "dem Maß aller Dinge". Woran ein uns optisch so unähnlicher Donald Duck nicht kratzen kann, obwohl er sich doch völlig menschlich verhält.

Seit mehr als 40 Jahren fesselt das "Uncanny Valley Model" Forscher aus verschiedenen Fachgebieten.

Als Uncanny Valley (englisch „unheimliches Tal“) oder Akzeptanzlücke bezeichnet man einen bisher hypothetischen und paradox erscheinenden Effekt in der Akzeptanz dargebotener künstlicher Figuren auf die Zuschauer. Während man auf den ersten Blick annehmen möchte, dass Zuschauer oder Computerspieler ihnen dargebotene Avatare umso mehr akzeptieren, je realistischer die Figur gestaltet ist, zeigt die Realität, dass dies nicht stimmt. Menschen finden hochabstrakte, völlig künstliche Figuren anziehender und akzeptabler als Figuren, die zunehmend realistischer werden. Die Akzeptanz fällt ab einem bestimmten Niveau des Anthropomorphismus schlagartig ab und steigt erst ab einem bestimmten, sehr hohen Grad wieder an. Die Akzeptanz ist am höchsten in jenem Moment, in dem sich Avatare überhaupt nicht mehr von Filmaufnahmen echter Menschen unterscheiden.(Wikipedia)


Erklärungen, warum ausgerechnet nur leicht unvollkommene menschliche Charaktere dem menschlichen Betrachter besonders unheimlich erscheinen, werden seitdem kontrovers diskutiert.

Viele Experimente, die das Phänomen erforschen, haben spezifische visuelle Faktoren in Verbindung mit evolutionären psychologischen Theorien oder einem zugrundeliegenden Kategorisierungskonflikt hervorgehoben. In jüngster Zeit haben Studien den Fokus eher von der Erscheinung menschenähnlicher Entitäten hin zu ihren geistigen Fähigkeiten und Verhaltenweisen als Grundlage für das Unbehagen der Beobachter verschoben.

Um diesen theoretischen Ansatz voranzubringen, haben Forscher der Technischen Universität Chemnitz (Erstautor Jan Philipp Stein) 92 Teilnehmer in einen Chatroom mit virtueller Realität gesetzt und ihnen zwei digitale Charaktere präsentiert, die sie in einen emotionalen und empathischen Dialog verwickelten. Unter Verwendung der gleichen vorab aufgenommenen 3D-Szene veränderten die Forscher den Kontrolltypus der dargestellten Charaktere (von humangesteuertem Avatar zu computergesteuerter Figur) sowie ihre angebliche Autonomie (vorbestimmt nach Drehbuch zu selbstbestimmten Aktionen).

Die statistische Auswertung zeigte, dass die Teilnehmer eine deutlich stärkere Unruhe ergriff, wenn sie die empathischen Charaktere als autonome künstliche Intelligenzen erlebten. Da menschliche Ähnlichkeits- und Attraktivitätsbewertungen nicht zu signifikanten Gruppenunterschieden führten, werteten die Forscher ihre Ergebnisse als Beweis für ein "Uncanny Valley of Mind", das von der Zuordnung von Emotionen und der sozialen Kognition zu nichtmenschlichen Wesen hervorgerufen wird.

Ein mögliches Verhältnis zur Philosophie des Anthropozentrismus und dessen "Bedrohung der menschlichen Unterscheidungskraft" wird diskutiert.

Bedrohung der Unterscheidungskraft und Identität der Menschen: Negative Reaktionen auf sehr menschenähnlichen Roboter können mit der Herausforderung zusammenhängen, die diese Art von Roboter auf die kategorische menschlich-nichtmenschliche Unterscheidung hat. Forscher stellten fest, dass diese neuen Maschinen die menschliche Einzigartigkeit herausfordern und eine Neudefinition der Menschlichkeit erfordern. Andere Forscher untersuchten die Unterscheidung von Mensch und Roboter als ein individuelles Merkmal, das die Empfindlichkeit gegenüber dem Phänomen des Uncanny Valleys vorhersagen kann. Sie fanden heraus, dass der Anstieg des anthropomorphen Erscheinungsbildes eines Roboters zu einer Gefährdung der menschlichen Unterscheidungskraft und Identität führt. Der größte Roboter ähnelt einer wirklichen Person, er stellt eine Herausforderung für unsere soziale Identität als Mensch dar. (Übersetzung aus Wikipedia)

Hier geht es zur Originalveröffentlichung

 

Foto: Rike / pixelio.de

Grafik: Smurrayinchester • CC-BY-SA-3.0

 

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