Mittwoch, 19. Oktober 2016

Alkohol in der Schwangerschaft - ein weit verbreitet praktiziertes Übel

Trotz vielfältiger Aufklärungsanstrengungen trinken in den USA (Kanada) 10 % (15 %) der Frauen in der Schwangerschaft Alkohol. 3 % dieser Frauen gehen auch regelmäßig auf Sauftouren, auf denen sie vier und mehr alkoholische Getränke zu sich nehmen.

Noch düsterer sieht es in den Reihen der Ureinwohner Nordamerikas aus: 40 % sagen nicht nein zu Alkohol und 15 % (22 %) der indogenen Frauen in den US (Kanada) betrinken sich regelmäßig, wie oben beschrieben.

Erschreckende Zahlen. Allerdings sind das Werte, wie sie auch in Osteuropa, aber auch in manchen Teilen Westeuropas (Frankreich, Italien und Irland) nicht nur erreicht, sondern sogar noch überboten werden (60,4 % der irischen Schwangeren beispielsweise trinken Alkohol).

Bei der Durchsicht von mehreren tausend Studien zu diesem Themenkreis, wovon mehr als hundert entsprechendes verwertbares Zahlenmaterial enthielten, fanden Forscher (darunter auch Forscher der Uni Dresden) als Resultat dieses weit verbreiteten "Alkoholmissbrauchs" fetale Schädigungen bei den Kindern dieser Alkohol konsumierenden Schwangeren, die unter dem Sammelbegriff FASD (Fetale Alkoholspektrumstörung) beschrieben und diagnostiziert werden.

Die Beeinträchtigungen bei FASD, die sich bei der durch Alkohol getriggerten Fehlentwicklung des Embryos manifestieren, sind oft beträchtlich:


physische:

  • Wachstumsstörungen
  • Mikrozephalie (auffälliges Gesicht mit schmalen Augenschlitzen, schmale Oberlippe, kurze, flache Nase)
  • Mikroenzephalie (kleine Zähne, großer Zahnabstand)
  • Muskelhypotonie
  • Hörstörungen
  • Herzfehler
  • Gaumenspalte
  • Fehlbildungen im Urogenitalbereich
  • Skoliose
 

psychische:

  • Merk- und Lernfähigkeiten
  • Sprachstörungen
  • Hyperaktivität
  • hohe Impulsivität
  • epileptische Anfälle
  • kognitive Ausfälle
Dass die Diagnose dieser Erkrankungen und die Abgrenzung zu gesunden Patienten oft sehr schwierig ist, beweisen die Zahlen der unterschiedlichen Studien, die gemittelt zu dem durchaus merkwürdigen Ergebnis führen, dass die Häufigkeit von FASD in der Gesamtbevölkerung der USA (Kanada) mit etwa 15 Promille etwas höher liegt als bei den Ureinwohnern mit etwa 10 Promille.

Mehrere Faktoren für diese offensichtlichen Fehlmessungen - denn höherer Alkoholmissbrauch muss zwangsläufig auch zu höheren Krankenzahlen führen - können dafür verantwortlich sein.

Die Metastudie in der aktuellen Ausgabe des "European Journal of Medical Genetics" geht auf diese Faktoren genauso ein wie auf die Maßnahmen, die bislang getroffen wurden, um die Menschen mit diesem Thema vertraut zu machen, sowie auf weitere wünschenswerte weil notwendige Maßnahmen.

Denn dass nach einer solchen Menge an Studien in vielen Ländern nach wie vor Alkoholkonsum während der Schwangerschaft nur als "Cavalières-Delikt" gehandelt wird und nicht den Tatbestand der vorsätzlichen Körperverletzung erfüllt, ist nach den Unsummen, die die einzelnen Gesellschaften wohl in diese Studien gesteckt haben, einfach nicht mehr hinzunehmen.

 

Bemerkung: Inzwischen scheint sogar gut belegt zu sein, dass die Epigenetik in diesen Teufelskreis hineinregiert und das Problem damit noch deutlich vergrößert: Selbst die Alkohol konsumierende Großmutter kann den lebenslänglich abstinenten Töchtern und Enkelinnen, was FASD angeht, noch einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen.

Foto: Jörg Brinckheger / pixelio.de

 

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