- Natürliche Zerstörungen in den Alpen wurden durch Landnutzung bis ins 19. Jahrhundert reduziert.
- Wachsende Bestände haben zugenommen und das Waldgebiet hat sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts erweitert.
- Struktur und Schäden der Wälder nach 1880 unterscheiden sich von denen vor 1880.
- Natürliche Schäden haben größere Bedeutung als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt des vergangenen Jahrtausends.
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Foto: Joujou / pixelio.de |
Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben?
Der Mensch, natürlich. Zumindest zum dem Zeitpunkt noch, als diese Liedverse entstanden sind. Heutzutage ist dies interessanterweise viel weniger der Fall.
Natürliche Zerstörungen durch Lawinen, Schneebrüche, Ausbrüche von Schadinsekten, Windwürfe oder Brände formen heute Bergwälder weltweit.
Doch in vielen Regionen haben menschliche Aktivitäten die Waldentwicklung in den letzten Jahrhunderten stark beeinflusst, vor allem nach durch die Natur entstandenen Zerstörungen, sodass unser Wissen über die natürlichen ökologischen Prozesse zum Teil verloren gegangen ist, vor allem in dicht besiedelten Regionen.
Eine neue Untersuchung versucht das aktuelle Verständnis für solche Veränderungen in der Bewaldung des Geländes, der Waldstruktur und der zerstörerischen Eingriffe in die Bergwälder der Europäischen Alpen über die Jahrtausende zu ergründen.
Die hier vorgestellte Studie von Wissenschaftler mehrerer Länder Europas, die jetzt in der Fachzeitschrift Forest Ecology and Management erschienen ist, quantifiziert auch die Veränderungen in der Waldbedeckung über das gesamte Alpengebiet hinweg, basierend auf Bestandsdaten des vergangenen Jahrhunderts.
Schließlich nutzten die Forscher dann speziell die Schweizer Alpen als Beispiel, um die tiefgreifenden Veränderungen in der Waldbedeckung und Waldstruktur und ihre Auswirkungen auf die Muster der Eingriffe durch Feuer- und Sturmschäden zu analysieren, basierend auf digitalisierten historischen Karten von 1880, modernen Karten der Waldbedeckung, Bestandsdaten über die aktuelle Forststruktur sowie topographische Daten und räumlich explizite Daten über Störungen und Zerstörungen.
Dieser vielfältige Ansatz bot und bietet ein langfristiges und detailliertes Bild der Dynamik der Gebirgswaldökosysteme in den Alpen. Während der vorindustriellen Zeiten, wurden natürliche Zerstörungen durch Brandbekämpfung und Flächennutzung, einschließlich der Extraktion großer Mengen an Biomasse reduziert, Maßnahmen, die dabei insgesamt die Waldbedeckung verkleinerten.
Seitdem hat die Waldbedeckung über die gesamten Alpen wieder zugenommen (durchschnittlich um + 4% pro Jahrzehnt in den letzten 25 bis 115 Jahren).
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Foto: berggeist007 / pixelio.de |
In den Schweizer Alpen hat der sogenannte Sekundärwald, der nach 1880 angelegt worden war, einen Anteil von etwa 43% der gesamten Waldabdeckung. Im Vergleich zu den früheren Wäldern liegen die Wälder nach 1880 vor allem auf steilen Hängen (> 30 °), haben niedrigere Biomasse, eine stärker aggregierte Waldstruktur (vor allem Stamm-Ausschluss-Phase), und wurden im 20. Jahrhundert stärker von Bränden betroffen, waren dafür aber weniger anfällig für Sturmschäden.
Im weiteren Sinne hat eine Zunahme der wachsenden Bestände und die zunehmende Erweiterung der Waldgebiete seit der Mitte des 19. Jahrhunderts - parallel zu den klimatischen Veränderungen - zu einer zunehmenden Häufigkeit und einem größeren Ausmaß der Zerstörungen in den Alpenwäldern beigetragen.
Obwohl viele Bereiche weiterhin intensiv bewirtschaftet werden, reflektieren Umfang, Struktur und Wachstumsdynamik der Wälder der Alpen die heute deutlich stärkeren natürlichen Einflüsse besser als zu irgendeiner anderen Zeit im vergangenen Jahrtausend.
Hier kann das Paper bezogen werden und die Verfasser kontaktiert werden.
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